Anton, der Artenspürhund
Wasserhund-Rüde Anton erschnüffelt für Sweco Tiere und hilft beim Artenschutz
Ein Tier, das hilft, Tiere zu schützen? Artenschutz mithilfe von Spürhunden ist noch relativ neu in Deutschland, dabei können Hunde geschützte Tierarten viel schneller erschnüffeln, als wir Menschen sie entdecken. Aus diesem Grund „kartiert“ jetzt neben zahlreichen zweibeinigen Artenschutz-Gutachter*innen seit einiger Zeit auch ein zertifizierter Artenspürhund für Sweco. Der fünfjährige Wasserhund Anton begleitet unseren Kollegen Patrick Leopold daher regelmäßig bei der Arbeit. Ob Zaun- oder Mauereidechsen, Schlingnattern oder Brutbäume des Hirschkäfers – im Team mit dem Hund geht vieles schneller. Hat Anton etwas entdeckt, wird er ausgiebig gelobt, erhält eine extra Streicheleinheit und auch gerne mal ein Leckerli. Dass Anton die geschützten Tierarten anzeigt, hat er in einer speziellen Ausbildung gelernt. Im April hat unser Suchhund-Team zum zweiten Mal die jährliche Zertifizierung absolviert. Wie so eine Ausbildung abläuft und warum Weihnachten ein echtes Highlight für Anton ist, hat uns Patrick Leopold im Interview verraten.
Was macht ein Artenspürhund? Warum werden Artenspürhunde eingesetzt und was ist ihre Hauptaufgabe?
Das Motto unseres Trainerteams ist: „Ich rieche was, was Du nicht siehst.“ Und genau darum geht’s: Der Hund kann bei der Suche nach seltenen Tier- oder Pflanzenarten helfen. Oder solchen, die versteckt leben und von uns Umweltgutachter*innen nur zufällig oder mit großem Aufwand nachgewiesen werden können.
Wie kam es dazu, dass Anton zum Artenspürhund ausgebildet wurde?
Wie das halt so läuft: Die Kinder wollten einen Hund, er sollte nicht haaren und sich vielleicht sogar nützlich machen können… So kamen wir auf den Italienischen Wasserhund, eine Rasse, die man auch als „Trüffelhunde“ kennt. Und da es bei uns im Ahrtal einen Trüffelverein (www.ahrtrueffel.de) gibt, bei dem viele Wasserhunde bei der Ernte helfen, war die Sache klar.
Wie läuft die Ausbildung zum Artenspürhund ab?
Die Ausbildung hat bei uns 2-3 Jahre gedauert, auch weil wir am Anfang kein gutes Trainingssystem kannten. Eine Sweco-Kollegin brachte mich auf die Wildlife Detection Dogs und so kamen wir der Sache näher. Die Suche nach Gegenständen wie Rauschgift oder Sprengstoff ist das eine, lebende Organismen in der freien Landschaft zu suchen, das andere. Dazu muss man sich einen Geruchsspezialisten „erziehen“.
Bei oben genanntem Trainerteam kann man eine Ausbildung in mehreren Schritten durchlaufen, die bestenfalls mit einem Zertifikat abgeschlossen wird. Dieses gilt für das jeweiligen Hundeteam, also Anton und mich, und muss jährlich erneuert werden.
Kann jeder Hund zum Artenspürhund ausgebildet werden oder gibt es bestimmte Fähigkeiten oder Interessen, die von Vorteil sind?
Im Grunde kann das jede Hunderasse. Ein Schäferhund riecht zwar besser als ein Mops, aber auch der ist uns Menschen noch weit überlegen. Wichtiger ist, dass der Hund von sich aus motiviert ist, zu arbeiten.
Die Arbeit mit dem Suchhund ist eine Teamaufgabe
Ist regelmäßiges Training für Anton erforderlich?
Anfangs haben wir dreimal pro Woche trainiert, damit Anton lernte, Gerüche zu differenzieren. Mittlerweile genügt es, vor den Einsätzen einige Tage auf die jeweilige Zielart zu trainieren. Die Arbeit mit dem Suchhund ist eine Teamaufgabe, da hört die Ausbildung nie auf. Und meistens lernt nicht nur der Hund. Es wird nie langweilig, da ständig neue Zielarten hinzukommen und wir kontinuierlich neue Erkenntnisse zu den Zielgerüchen gewinnen. Auch das Wetter schlägt manchmal Kapriolen.
Wie oft wird Anton eingesetzt? Ist er nur für Sweco-Projekte tätig oder auch anderweitig im Einsatz?
Da wir erst seit 2023 zertifiziert sind, haben Antons Einsätze im Rahmen von Sweco-Gutachten erst Mitte letzten Jahres begonnen. Bisher konnte er sich in fünf Projekten schon 13-mal nützlich machen. Davor haben wir interessehalber Hirschkäfer gesucht und im Rahmen einer Citizen Science-Plattform gemeldet. Und natürlich ernten wir fleißig Trüffel auf der Trüffiere im Ahrtal.
Welche Arten von Düften kann ein Artenspürhund erkennen? Was sind die Vorteile von Artenspürhunden im Vergleich zu anderen Methoden?
Vermutlich kann ein Hund mit seinen bis zu 300 Millionen Riechzellen so ziemlich alle Düfte wahrnehmen. Hunde können Gerüche bis zu 100.000-fach besser wahrnehmen als wir Menschen. Vor allem aber können sie Gerüche besser „verarbeiten“ – ein Großteil des Hundegehirns beschäftigt sich damit.
In welchen Projekten hat Anton bereits unterstützt? Gibt es einige besonders bemerkenswerte Projekte, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Anton hat für Sweco bereits Hirschkäfer-Brutbäume im Rahmen einer Baufeldfreimachung für ein neues Wohnquartier gesucht oder Eidechsen bei verschiedenen Bahnprojekten. Auch bei sogenannten CEF-Flächen konnte uns Anton unterstützen. Das sind Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen des Artenschutzes, die bei Projekten mit möglichen Auswirkungen auf Fortpflanzungs- und Ruhestätten von Tieren die Qualität und Quantität der Lebensstätten geschützter Arten erhalten. Um den Erfolg dieser CEF-Flächen zu beurteilen, fand er für uns die Gelege der Zauneidechse. Ohne Anton hätte ich diese sehr lange suchen müssen…
Gibt es sonst noch etwas Interessantes oder eine lustige Anekdote über Anton, die Sie teilen möchten?
Auf Platz 1 rangiert nach wie vor die große Freude, die ihm an seinem ersten Weihnachten bei den Schwiegereltern zuteilwurde: Hatten sie ihm doch tatsächlich einen echten Baum ins Wohnzimmer geholt …