Duales Studium

Ein Interview mit Ludwig Gaudig über die Herausforderungen als dualer Student

Ludwig Gaudig hat kürzlich sein duales Studium mit dem Abschluss Bachelor of Engineering erfolgreich beendet. Unterstützt wurde er dabei von seinen Kolleg*innen von Swecos Tochterunternehmen imp, die ihn bei dem dualen Studium an der Hochschule in Dessau begleitet haben. Wieso er nach der Ausbildung noch mal studiert hat und welche Vorteile und Herausforderungen ein duales Studium mit sich bringt, hat uns Ludwig im Interview erzählt.

Warum hast du dich nach deiner Ausbildung als Vermessungstechniker bei imp dazu entschieden, noch ein duales Studium zu machen?

Bereits zu Ausbildungsbeginn hatte ich den Plan, danach noch zu studieren. Ich wollte gerne meine Fertigkeiten und Kenntnisse noch weiter ausbauen und habe auch bessere Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung gesehen.

Wie hat dir deine Ausbildung bei imp gefallen und wie hat sie dich auf dein duales Studium vorbereitet?
Die Ausbildung bei imp hat mir sehr gut gefallen. Für mich war es eine Art „Erholungsphase“ zwischen Abitur und Studium, in der ich erst mal praktisch arbeiten konnte. Das war eine schöne Abwechslung zur Theorie während der Schule und des Studiums. Ich konnte erstmals ernstzunehmende Verantwortung übernehmen und richtig produktiv sein.

Die Ausbildung hat mir außerdem die Sicherheit gegeben, in dem Fachbereich dann tatsächlich auch arbeiten zu wollen. Ich durfte aus nächster Nähe Einblicke in das Berufsleben gewinnen und konnte guten Gewissens auf dieses hinarbeiten. Mit dieser Sicherheit hatte ich ein klar definiertes Ziel vor Augen und habe keine Mühen gescheut, die ein Studium nun einmal mit sich bringt.

Durch das Fachwissen, das ich schon vor Studienbeginn sammeln konnte, fiel mir der Einstieg dort dann etwas leichter. Ein weiterer Vorteil war für mich die Aneignung der Sozialkompetenzen im beruflichen Rahmen, denn das lernt man in keiner Schule…

Wie ist das Studium aufgebaut? Kannst du uns ein bisschen mehr über dein Studienfach und den praktischen Teil erzählen?
Ich habe „Vermessung und Geoinformatik“ an der Hochschule Anhalt (HSA) in Dessau studiert. Das Studium dauert sieben Semester. Ein Standard-Semester besteht aus je einer Vorlesungsphase über 15 Wochen, einer Praxisphase von 5-7 Wochen und zwei Prüfungsphasen à 2 Wochen. Das komplette 6. Semester macht man ein Praktikum im Betrieb, welches ca. 26 Wochen inkl. Urlaub andauert. Im 7. Semester schreibt man die Bachelorarbeit, daher lässt es sich variabel gestalten.

Im theoretischen Teil in den Vorlesungen geht es größtenteils um Mathematik, Physik und Programmierung, was auf die fachlichen Themen vorbereiten soll. Konkret werden dann z. B. Sensoren, Rechenmodelle der Vermessung, der Umgang mit Daten und auch das Rechtswesen behandelt, letzteres meist in Bezug zu Liegenschaften.

Der Praxisteil besteht hauptsächlich aus betreuten Übungen. Dabei haben wir z. B. Messungen durchgeführt (klassische Verfahren, GNSS, Photogrammetrie, Laserscanning), Messdaten aufbereitet und deren Nutzbarkeit und Interpretierbarkeit sichergestellt. Wir haben Messdaten ausgewertet und in dem Zuge Visualisierungen und Durchführungen von Berechnungen mit fachlichen Programmen vorgenommen, aber auch Datenpflege und -verarbeitung gelernt und dabei eigene Datenbanken und Auswertungsprogramme aufgestellt.

War es schwierig, Job und Studium unter einen Hut zu bringen?
Teilweise war das schon schwierig. Prüfungs- und Praxisphasen lagen manchmal ungünstig nebeneinander. Neben dem Berufsalltag noch zu lernen war auch nicht immer leicht. Das bedeutete manchmal 12-Stunden-Tage und eingeschränkte Wochenenden…

Dazu kam, dass mein Präsenz-Studium aufgrund der Corona-Pandemie zu einem Online-Fernstudium wurde und ich wochenlang allein in meiner 1,5-Zimmer-Wohnung saß. Das war eine herausfordernde Zeit. Zum Glück hat sich das in den letzten Monaten aber geändert und wir hatten wieder Vorlesungen an der Hochschule.

Sonst erlebte ich für mich aber nur Vorteile im dualen Studium: Die Nähe von Praxis und Theorie hat immer wieder dazu geführt, Querverbindungen herzustellen und das Fachwissen besser vertiefen zu können. Was wir im Theorieteil gelernt haben, konnten wir direkt in der Praxis anwenden und umsetzen. Außerdem hat man die Chance, sich gut zu vernetzen – sowohl mit Kolleg*innen als auch mit Kommiliton*innen.

Welche Projekte konntest du während deines Studiums bearbeiten und welche Herausforderungen gab es dabei?
Ich konnte verschiedene Lagepläne aufnehmen und diese z. B. als Planungsgrundlage für Leitungsnetze oder Verkehrswege nutzen und auch die Leitungsdokumentation an verschiedenen Standorten in Deutschland übernehmen. Besonders spannend waren Einmessungen an Hochspannungstrassen. Diese Trassen kreuzen häufig menschenunfreundliches Gelände. Man muss dort immer erst sein eigenes Leben sichern, und anschließend die Messung ermöglichen.

Zusätzlich konnte ich einige Scanprojekte begleiten mit dem Ziel, mich schon langsam in meine Aufgaben nach dem Studium einzuarbeiten.

Du hast dein Studium im März 2023 erfolgreich beendet. Welche Karrieremöglichkeiten siehst du bei imp/Sweco und was sind deine Pläne für die Zukunft?

Sweco ist ein großes Unternehmen mit vielfältigen Karrieremöglichkeiten, die natürlich immer primär von den eigenen Kompetenzen abhängen. Mit meinem Abschluss sehe ich meine Zukunft ganz klar in der Vermessung und aktuell speziell im Bereich 3D-Engineering. Daher freue ich mich sehr, jetzt das Team 3D-Engineering bei imp in Halle zu unterstützen. Privat habe ich auch großes Interesse an Programmierung. Das möchte ich in der nächsten Zeit noch etwas vertiefen.

Was würdest du anderen empfehlen, die eine Ausbildung oder ein duales Studium bei imp/Sweco in Erwägung ziehen?
Ich würde empfehlen, die Vorteile eines großen Betriebes zu nutzen. Geht auf die Menschen zu, die dort arbeiten und lasst euch die verschiedenen Abteilungen und Spezialisierungen zeigen. Im Team geht vieles leichter, daher nutzt das weitläufige Netzwerk, das es bei so einem großen Unternehmen wie Sweco gibt, sowohl national als auch international. Grundsätzlich habe ich festgestellt, dass eine Ausbildung eine gute Grundlage für ein anschließendes Studium ist und einen sowohl fachlich als auch persönlich weiterbringt.

Vielen Dank für das Interview und die Einblicke in dein Studium, Ludwig!