Interview mit Marion Gutberlet
Das E-Auto für kurze Strecken zu nutzen ist mittlerweile selbstverständlich geworden. Aber mit einem Elektroauto in den Urlaub fahren? Und dann auch noch ins Ausland? Geht das überhaupt? Unsere Koblenzer Kollegin Marion Gutberlet, Produktmanagerin & Projektleiterin Regionalentwicklung meint: „Na klar!“ Im Interview berichtet sie von ihrer Reise im E-Auto nach Italien.
Hallo Marion, wie bist du dazu gekommen, Urlaub mit dem E-Auto zu machen?
Wir fahren im Alltag immer dann aus Überzeugung E-Auto, wenn die Strecken nicht sinnvoll mit dem Rad zu machen sind. Unsere Wege sind leider auch oft nicht gut mit dem ÖPNV machbar und die E-Mobilität stellt dann eine umweltfreundlichere Mobilitätsalternative dar.
Auch unsere Reiseziele suchen wir so aus, dass wir möglichst nachhaltig reisen können. Wir, das sind übrigens neben mir mein Mann Ivo und unsere drei Töchter Franka, Kira und Mona (18, 16 und 14 Jahre alt). Es war keine Frage, dass wir auch eine längere Strecke mit dem E-Auto angehen wollen – auch wenn einige Freunde dies im Vorfeld als „Abenteuerreise“ bezeichnet haben. 😉
Wo seid ihr langgefahren und wie lange wart ihr unterwegs?
Wir waren insgesamt 12 Tage unterwegs. Unsere Reiseroute führte uns von Koblenz über Lugano in der Schweiz nach Ligurien in Italien, und von dort über Bregenz in Österreich wieder nach Koblenz.
Wie klappte das Reisen mit einem Elektroauto grundsätzlich?
Entlang der Autobahnen klappt die Fahrt mit dem E-Auto richtig gut, da gab es immer Schnellladesäulen (die häufig ein Förderkennzeichen der EU hatten). In den Städten haben wir die Zeit des Aufenthalts zum Laden genutzt und hatten so oft ideale und kostenlose Parkplätze „in der ersten Reihe“. Im Hinterland haben wir dann das Navi oder eine App genutzt und sind so fündig geworden.
Nach ca. 3,5 Stunden Fahrt konnten wir die Wartezeit während des Ladens (ca. 30 Minuten) immer gut als Pause nutzen.
Gibt es Unterschiede beim Laden in den verschiedenen Ländern?
Also in Deutschland, der Schweiz und in Österreich gab es einen guten Standard – vor allem entlang der Autobahnen. In Italien gibt es da noch etwas Nachholbedarf.
Wie habt ihr die Route geplant? Hat der Standort der Ladestationen die Strecke beeinflusst?
Wir haben die Strecken so geplant, dass wir nur einmal am Tag laden mussten. So haben sich die Zwischenstopps auf der Hin- und Rückreise nach Ligurien in Lugano und in Bregenz ergeben.
Gab es irgendwelche Herausforderungen?
Tatsächlich mussten wir das Laden entlang der Autobahn in Italien ein bisschen planen – da gab es auch mal 100 km-Abschnitte ohne Schnelladesäulen. Wir hätten aber natürlich immer auch etwas mehr abseits laden können.
Gab es auch negative Aspekte oder habt ihr irgendwo schlechte Erfahrungen gemacht?
Ob Ladesäulen frei sind, wird im Navi und in Apps angezeigt. Nur ein einziges Mal mussten wir in Bellinzona in der Schweiz auf einem eigens eingerichteten Warteparkplatz zehn Minuten warten, bis eine der insgesamt sieben Ladesäulen frei war. Hier gab es ein wenig „Stau“, weil viele an der letzten Ladestation vor den Pässen noch mal vollladen wollten. Hätten wir drauf kommen können, dass andere die gleiche Idee haben… aber die zehn Minuten waren letztendlich auch egal.
Was war besonders schön?
Es gab viele persönliche Begegnungen durch das E-Auto: Für unsere Vermieter in Lugano waren wir das erste E-Auto, das in der Unterkunft am neu installierten Ladepunkt geladen hat. Unser Vermieter in Ligurien war absoluter Fan unseres E-Auto-Modelles (VW ID.3) und hat dies in umfangreichem italienischem Redeschwall mehrfach deutlich gemacht (wir haben nicht alles verstanden, aber die Begeisterung war klar erkennbar). Und in den Wartezeiten an den E-Ladesäulen kann man auch mit anderen E-Auto-Fahrer*innen ins Gespräch kommen. Das war oft interessant und manchmal auch echt witzig.
Welche Ratschläge oder Tipps würdet ihr jemandem geben, der eine ähnliche Reise mit einem Elektroauto plant?
Einfach locker bleiben und sich drauf freuen! Und natürlich die richtige Tankkarte dabeihaben – wir haben die von DKV, die hat wirklich eine TOP-Abdeckung.
Würdest du in Zukunft noch mal mit dem E-Auto in den Urlaub fahren? Wohin?
Immer wieder! Im nächsten Jahr könnte es nach Schweden gehen, wenn ich so die Diskussion in der Familie richtig verfolge – unsere drei Töchter waren kürzlich eine Woche mit dem Schulorchester in Stockholm und fanden es super! Die Reise wurde übrigens vor Ort von unserem Stockholmer Sweco-Kollegen Fredrik Ohls organisiert, den wir hier in Koblenz vor einigen Jahren mal kennengelernt haben…
Gibt es sonst noch etwas, worüber wir berichten sollen? Eine Frage, die wir nicht gestellt haben?
Die besorgten Freunde, die dachten, wir würden einen Abenteuerurlaub machen, wenn wir mit dem E-Auto nach Italien fahren, haben wir in einer WhatsApp-Gruppe „mitgenommen“. So haben wir das Ganze nebenbei in Überzeugungsarbeit umwandeln können – und Spaß hat es auch gemacht!
Vielen Dank für die spannenden Einblicke, Marion!