Resilienz gegen Hitzewellen – eine Studie über die Vorsorge europäischer Städte
Europa ist der sich am schnellsten erwärmende Kontinent und sieht sich mit steigenden Temperaturen und hitzebedingten Todesfällen konfrontiert. 2023 erreichten extreme Hitzetage ein Rekordhoch. Die neue Studie von Sweco zeigt, wie wichtig es ist, Hitzewellen durch digitale Innovationen, naturbasierte Lösungen und die Gestaltung leistungsstarker Gebäude einzudämmen und somit widerstandsfähiger zu werden.
Steigende Temperaturen in Europa: Auswirkungen extremer Hitze
Bei den derzeitigen Emissionsniveaus schätzt das Global Carbon Budget-Team die Wahrscheinlichkeit, dass die globale Erwärmung um das Jahr 2030 konstant 1,5 °C überschreiten wird, auf 50 %. Die Eskalation der globalen Temperaturen beschleunigt das Auftreten und die Schwere extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen, deren Auswirkungen bereits auf der ganzen Welt zu spüren sind.
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht mit dem Titel „European State of the Global Climate 2023“ zeigt, dass Europa der Kontinent ist, auf dem die Erwärmung am schnellsten verläuft, wobei die Temperaturen etwa doppelt so schnell steigen wie im globalen Durchschnitt.
Der Wäremeinseleffekt (Urban Heat Island Effect, UHI) verschärft dieses Problem und führt zu einer deutlich schnelleren Oberflächenerwärmung in Städten im Vergleich zu ländlichen Gebieten. Diese extremen Hitzeereignisse stellen erhebliche Risiken für die öffentliche Gesundheit, die Energieinfrastruktur und die wirtschaftliche Produktivität in städtischen Gebieten dar. Im Sommer 2022 starben mehr als 61.000 Menschen an den Folgen der rekordverdächtigen Hitzewelle in Europa. Trotz dieser Risiken werden hitzebedingte Bedenken in städtischen Klimaplänen oft übersehen.
Bewältigung von Hitzewellen in europäischen Städten
Um mehr über die Bereitschaft europäischer Städte bei der Bewältigung von Hitzewellen zu erfahren, führte Sweco eine Studie über Anpassungs- und Resilienzpraktiken in 24 europäischen Städten und sechs primären Fallstudienstädten durch. Darin wurden Klimaresilienzpolitiken und Hitzewellendaten analysiert. Alle diese Städte werden im Jahr 2100 im Vergleich zu 2020 mindestens doppelt so viele Hitzewellentage erleben.
Zahlen aus dem Bericht
Die von Sweco durchgeführte Analyse von 24 europäischen Städten und deren Resilienzmaßnahmen sowie Daten zu Hitzewellen umfasst eingehende Fallstudien zu sechs Städten und zeigt, wie die Temperaturen in den Jahren 2020 bis 2100 in den einzelnen Städten voraussichtlich steigen werden:
- Kopenhagen + 160 % geschätzter Anstieg der Hitzewellentage
- Stockholm + 150%
- Oslo + 140%
- Rotterdam + 130 %
- Brüssel + 130 %
- Helsinki + 100%
Sweco hat 24 Städte untersucht: Brüssel, Kopenhagen, Helsinki, Oslo, Rotterdam, Stockholm, Amsterdam, Edinburgh, Madrid, Glasgow, Sevilla, London, Rom, Lissabon, Paris, Wien, Barcelona, Genf, Prag, Istanbul, Toulouse, Danzig, Warschau und Athen.
Die Erkenntnisse aus der Analyse verdeutlichen, wie wichtig umfassende Hitzewellen-Anpassungsstrategien sind. Auch wenn einige Fortschritte erzielt wurden, gibt es immer noch ein Defizit bei den Strategien zur Anpassung an Hitzewellen in Städten, insbesondere in Bezug auf gefährdete Bevölkerungsgruppen. Hinzu kommt, dass es an detaillierten Daten und einer stadtweiten Kartierung der Anfälligkeit mangelt, was die Überwachung und Bewertung bestehender Anpassungsmaßnahmen erschwert.
Um Hitzewellen wirksam zu bekämpfen, sind eine klare Steuerung, Innovation und Mitgestaltung sowie langfristige Visionen und anpassungsfähige Strategien entscheidend. Kooperative Steuerung, Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Befähigung der Gemeinschaft sind der Schlüssel für eine wirksame Anpassung. Maßnahmen für eine blau-grüne Infrastruktur sind ebenfalls entscheidend.
Swecos wichtigste Empfehlungen für mehr Resilienz gegen Hitzewellen:
- Detaillierte Daten: Verbesserte Schwachstellen-Kartierung in allen Städten, mit genauerer Überwachung und Bewertung. Dies kann durch die Erstellung „digitaler Zwillinge“ mittels GIS-Raumkartierung und anderer digitaler Lösungen für eine optimierte Hitzebewertung und -bewältigung erreicht werden.
- Innovation und Co-Kreation: Designlösungen auf Gebäude- und Quartiersebene zur Anpassung städtischer Räume. Mehr naturbasierte Lösungen, mehr grün-blaue Infrastruktur und Aktualisierung der Vorschriften für neue und bestehende Gebäude.
- Transparente und kooperative Steuerung: Städte müssen stärker zusammenarbeiten, um Hitzewellen wirksam zu bekämpfen. Dies erfordert Investitionen in Wissen, datengestütztes Wärmemanagement und gemeinsame Planung für die Organisation spezieller Teamstrukturen in Hitzewellenkrisen.
- Langfristige Vision: Behörden und politische Entscheidungsträger*innen müssen effizientere, moderne Strategien zum Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen vor extremer Hitze entwickeln, um die öffentliche Gesundheit im Allgemeinen und eine größere Klimagleichheit zwischen den Gruppen im Besonderen zu gewährleisten.
Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Auswirkungen von Hitzewellen abzumildern, die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und eine nachhaltige Umwelt für alle Bewohner*innen zu schaffen.