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20/02/2024

Lesezeit 6min

Michelle Ries

Michelle Ries

Mobilitäts- und Verkehrsplanung

Wie Schülerradrouten für mehr Sicherheit auf dem Schulweg sorgen

Die sogenannten Elterntaxis – das Thema wird immer wieder heiß diskutiert. Viele Eltern bringen ihre Kinder morgens mit dem Auto zur Schule, um Zeit zu sparen und ihre Sprösslinge vor möglichen Gefahren auf dem Schulweg zu schützen. Dabei ist das eigentlich keine gute Lösung. Neben unübersichtlichen und teils chaotischen Verkehrssituationen, die so jeden Morgen vor vielen Schulen entstehen, ist es auch hinderlich für die Entwicklung der Selbstständigkeit im Straßenverkehr, wenn die Kinder tagtäglich von ihren Eltern zur Schule gefahren werden. Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) empfiehlt, Kinder den Schulweg so früh wie möglich alleine zurücklegen zu lassen, sei es zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Immer mehr Schulen erarbeiten Konzepte und setzen Maßnahmen um, mit dem Ziel, die eigenständige und sichere Mobilität auf dem Schulweg zu verbessern.

Warum der aktive Schulweg für die Entwicklung von Kindern wichtig ist

Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommt, schont nicht nur die Umwelt, sondern tut auch noch etwas für die Gesundheit und das eigene Wohlbefinden und ist außerdem meist wacher und fitter. Eine schwedische Studie hat herausgefunden, dass Schüler*innen, die mit dem Auto zur Schule gebracht werden, im Schnitt müder und passiver im Unterricht sind als diejenigen, die zu Fuß gehen (Quelle: Drivers of Children’s Travel Satisfaction (Karlstad University)). Auch für die Entwicklung und Selbstständigkeit hat der aktive Weg zur Schule Vorteile: Kinder lernen, sich im Straßenverkehr besser zurechtzufinden und können sich so wichtige Kompetenzen für die sichere Verkehrsteilnahme aneignen. Wird der Schulweg gemeinsam zurückgelegt, bietet sich außerdem die Möglichkeit zum Austausch und dem Pflegen sozialer Kontakte.

Konzepte für eine bessere Schulmobilität

Konzepte für eine bessere Schulmobilität

Swecos Verkehrs- und Mobilitätsplaner*innen bearbeiten bereits seit einiger Zeit mehrere Projekte auf dem Gebiet der Schulmobilität. In den vergangenen zwei Jahren entstanden beispielsweise für rund 20 Schulen in verschiedenen hessischen Landkreisen sogenannte Schulmobilitätspläne. Diese umfassen sowohl ein ganzheitliches Mobilitätskonzept für die Schulstandorte als auch ein übergeordnetes kommunales Konzept. Sie bündeln alle mit Verkehr und Mobilität zusammenhängenden Aktivitäten, Zuständigkeiten und Prozesse für einen Schulstandort sowie darüber hinaus. Auftraggeberin ist die ivm GmbH, die als Träger des Fachzentrums für Schulisches Mobilitätsmanagement hessische Schulen, Schulträger und Kommunen mit kostenfreien Angeboten bei der Umsetzung eines Schulischen Mobilitätsmanagement unterstützt.

Informationen zum Beratungsprogramm sind zu finden unter www.besserzurschule.de.

Schulmobilitätskonzepte

In den Projekten geht es vor allem darum, Probleme zu erfassen, Maßnahmen zu erarbeiten und Schulwegpläne zu erstellen – in enger Abstimmung mit allen beteiligten Akteuren. Sweco hat dafür in jeder Schule mehrere Beteiligungsveranstaltungen mit Vertreter*innen aus Schule, Kommune und Vereinen durchgeführt. In diesen Workshops wurden gemeinsam Defizite erfasst, die schulische Mobilität analysiert und viele Ideen gesammelt. Einerseits zielen diese Maßnahmen darauf ab, Verkehrsmittel des Umweltverbunds zu stärken und den Kfz-Verkehr zu reduzieren, andererseits sollen sie zielgerichtete Information, Kommunikation und Organisation von Veranstaltungen fördern, wie etwa die Teilnahme am Wettbewerb „Schulradeln“. Erste Maßnahmen wie die Organisation eines Fahrradaktionstages, die Herstellung von Fußgängerüberwegen, die Initiierung von Fahrradanschaffungen in der Schule oder die Verankerung des Themas im Unterricht, sind bereits umgesetzt worden.

Schülerradrouten animieren zur aktiven und selbständigen Teilnahme am Verkehr

Um die sichersten Wege zur Schule zu finden, bieten einige Landkreise in Hessen sogenannte Schülerradroutenplaner an. Diese funktionieren wie übliche Routenplaner, zeigen jedoch nicht immer den kürzesten, dafür aber den sichersten Weg vom Wohnort zur Schule an. Dabei werden Straßen mit wenig Verkehr, breite Gehwege und sichere Querungsanlagen bevorzugt. Schülerradroutenplaner sind speziell für Kinder und Jugendliche ab der 5. Jahrgangsstufe geeignet. Es gibt sie als webbasierte Anwendung und als App für das Smartphone. Ziel ist es, Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte bei der Auswahl einer sicheren Fahrradroute zu unterstützen und zu motivieren, das Fahrrad als sicheres und gesundes Fortbewegungsmittel zu nutzen.

Auch hier ist die ivm GmbH Initiatorin und Auftraggeberin. Der Schülerradroutenplaner gilt als wichtiger Baustein des schulischen Mobilitätsmanagement und wurde von der Regionalgesellschaft für das Land Hessen ins Leben gerufen und kontinuierlich ausgebaut.

Flächendeckendes Schülerradroutennetz: Schülerinnen und Schüler bei der Planung mit einbeziehen

Für zwei Landkreise hat Sweco in einem mehrstufigen Prozess gemeinsam mit der ivm, Schulen, Kommunen, Landkreisen sowie weiteren Akteuren vor Ort ein flächendeckendes Schülerradroutennetz erarbeitet. Besonders wichtig ist es, diejenigen im Prozess mitzunehmen, die die Wege Tag für Tag zurücklegen: Schülerinnen und Schüler. Dabei wurden an ausgewählten Schulen Projekttage organisiert, für alle Standorte der weiterführenden Schulen Routen befahren, digitale Bestandsaufnahmen durchgeführt und GIS-basierte Streckenbewertungen vorgenommen, um sichere Radwegeverbindungen zwischen Wohnort und Schule aufzuzeigen: Wo gibt es die besten Wege? Wo sind Aufmerksamkeitspunkte, die auf besondere Verkehrssituationen hinweisen oder Hindernisse wie Treppen, Bahngleise oder Steigungen? Und auf welchen Streckenabschnitten lohnt sich ein Umweg? Unter Beteiligung der Schüler*innen wurden so die besten und sichersten Radrouten ausgewählt. Das Ergebnis ist online abrufbar und ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, auf sicheren Wegen zur Schule zu gelangen und gleichzeitig den Pkw-Verkehr zu reduzieren.

Die Projekte zeigen, wie wichtig die Zusammenarbeit verschiedener Akteure und die Einbeziehung der Zielgruppe in den Planungsprozess sind, um nachhaltige Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu erreichen. Durch Beteiligungsveranstaltungen an Schulen wurden die Schülerinnen und Schüler, Eltern, Polizei, Vereine, Landkreise und Stadtverwaltungen aktiv in den Prozess eingebunden und konnten ihre Bedürfnisse und Anliegen einbringen. Das flächendeckende Schülerradroutennetz und die Schulmobilitätspläne sind erfolgreiche Maßnahmen für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Schulmobilität. Sie schützen nicht nur die Umwelt, sondern fördern auch die Gesundheit und Sicherheit der Schüler*innen, in dem mehr und mehr Schüler*innen mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zur Schule fahren.

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Iris Pollesch

Iris Pollesch

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