Sweco-Studie deckt Schwachstellen bei der Widerstandsfähigkeit von Städten auf
Extreme Niederschläge haben in Europa zugenommen. Im Sommer 2021 wurden in den Niederlanden, Deutschland und Belgien zahlreiche Rekordwerte gemessen, die Schäden in Höhe von 38 Milliarden Euro verursachten. Aufgrund des Klimawandels wird mit einer weiteren Zunahme der Häufigkeit und Intensität gerechnet. Bis 2050 werden extreme sommerliche Niederschlagsereignisse voraussichtlich etwa 25 % mehr Niederschlag bringen als heute.
Als Reaktion auf diese Herausforderungen hat die Europäische Union kürzlich die Richtlinie über die Resilienz kritischer Einrichtungen (CER) verabschiedet. Während diese Richtlinie in erster Linie auf nationale kritische Infrastrukturen abzielt, befindet sich ein großer Teil davon in Städten, wo zusätzliche lokale Verantwortlichkeiten für kritische Infrastrukturen bestehen.
Die neue Urban Insight-Studie von Sweco „Das Unerwartete erwarten: Überschwemmungen und kritische Infrastruktur“ befasst sich mit der Vorbereitung von Städten auf die Auswirkungen von regenwasserbedingten Überschwemmungen auf kritische Infrastrukturen. Es wird untersucht, wie sich Städte auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereiten und proaktiv planen können, um sowohl die städtische als auch die kritische Infrastruktur widerstandsfähiger zu machen.
Extreme Regenfälle dienen als Paradebeispiel für ein Risiko, das überall und jederzeit eintreten kann. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, auch auf unerkannte Risiken vorbereitet zu sein.
Eine von Sweco durchgeführte Untersuchung von Klimaanpassungsstrategien und Wassermanagementplänen aus 26 europäischen Städten lieferte eine Grundlage für das Verständnis des bestehenden Rahmens für den Umgang mit Klimarisiken. Ergänzend dazu wurden politische Analysen und Interviews mit Stadtvertreter*innen durchgeführt.
Bewertung der Risiken für die technische und soziale Infrastruktur
Die Studie zeigt, dass die Städte bei ihren Bewertungen überwiegend der technischen Infrastruktur Vorrang vor der sozialen Infrastruktur wie Krankenhäusern, Kindergärten und Altenpflegeeinrichtungen einräumen. 77 % der untersuchten Richtlinien erwähnen den Elektrizitätssektor im Zusammenhang mit regenbedingten Überschwemmungen, während nur 27 % der Richtlinien die nicht selbstständig lebenden Gruppen in Alten- und Pflegeheimen erwähnen. Auch Krisenzentren, Gefängnisse und Banken kamen in den untersuchten Städten selten oder nie als kritische Einrichtungen in den Klimaanpassungs- und Resilienzstrategien vor.
der untersuchten Richtlinien erwähnen den Elektrizitätssektor im Zusammenhang mit niederschlagsbedingten Überschwemmungen.
Weniger als 4 % der untersuchten Klima- und Wassermanagement-Politiken erwähnten Objekte der öffentlichen Ordnung wie Krisenzentren und Finanzobjekte wie Banken.
der untersuchten Richtlinien erwähnen Alten- und Pflegeheime.
Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, die Anfälligkeit von Vermögenswerten zusammen mit der Gefährdungsexposition anzugehen. Kaskadeneffekte sind ein großes Problem, wenn kritische Infrastrukturen aufgrund von extremen Regenfällen ausfallen, wie dies in vielen der in der Studie beschriebenen Fälle zutrifft. Fast keine der 26 Städte hat Kaskadeneffekte im Detail untersucht, wie die Studie zeigt.
„Um die Widerstandsfähigkeit kritischer Infrastrukturen zu verbessern, müssen wir die Anfälligkeit auf der Ebene der Anlagen untersuchen und dabei Faktoren wie Standort, Konstruktion und Design berücksichtigen“, sagt Mitautor Martijn Steenstra, Experte für Klimaanpassung bei Sweco in den Niederlanden. „Wir müssen auch die Interdependenz von Infrastruktursystemen anerkennen und Kaskadeneffekte durch Zusammenarbeit zwischen Behörden und Abteilungen verhindern.“
Aufbau von Widerstandsfähigkeit in kritischen Infrastrukturen – wichtige Erkenntnisse
Die von Sweco durchgeführte Kombination aus politischer Analyse und Beiträgen von Interessengruppen ermöglichte die Formulierung von acht wichtigen Erkenntnissen, die Projektmanager*innen und politische Entscheidungsträger*innen bei ihrer Arbeit berücksichtigen sollten. Eine dieser Empfehlungen bezieht sich auf die Wahl des richtigen Standorts. Wenn beispielsweise ein Krankenhaus neu gebaut wird, sollte es an einem Ort stehen, der nicht überflutet werden kann und sich nicht in einem Überschwemmungsgebiet befindet. Wasserwirtschaftler*innen können diese Analyse jedoch nicht allein durchführen, da nicht nur Kenntnisse über die Lage und Tiefe möglicher Überschwemmungen, sondern auch über die Anfälligkeit der Anlagen selbst erforderlich sind.
Der Aufbau von Widerstandsfähigkeit in kritischen Infrastrukturen erfordert daher einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz. Politische Entscheidungsträger*innen, Projektmanager*innen und Städte müssen zusammenarbeiten, um Klimarisiken umfassend zu bewerten und abzumildern. Die Initiativen sollten die Gefährdung, die Anfälligkeit der Anlagen, die Kaskadeneffekte und die psychologischen Auswirkungen umfassen sowie berücksichtigen, dass sich der Klimawandel und das Wissen darüber im Laufe der Zeit weiterentwickeln.
Die Studie schließt mit einem Leitfaden, der sieben Schritte für eine widerstandsfähigere Infrastruktur in Städten beschreibt, von der Bestimmung der gefährdeten Infrastruktur bis zur Überwachung der Umsetzung.
38 Mrd. Euro Schaden durch niederschlagsbedingte Überschwemmungen in den Niederlanden, Deutschland und Belgien in 2021.
50,2 Mio. Euro Schaden durch niederschlagsbedingte Überschwemmungen in Malmö, Schweden, in 2014.
15,7 Mio. Schaden durch niederschlagsbedingte Überschwemmungen in Glasgow, Schottland, in 2021