Freie Universität Berlin, Institut für Chemie
Grundsanierung und Instandsetzung bei laufendem Betrieb
Das Institut für Chemie der Freien Universität Berlin war bisher in einem Gebäudekomplex aus den 1960er bzw. 1970er Jahren untergebracht, der infolge veralteter Bausubstanz, Gebäudetechnik und Schadstoffbelastung sowie aufgrund eines hohen Energieverbrauchs stark sanierungsbedürftig war. Im Zuge der Baumaßnahmen wird das Bestandsgebäude vollständig bis auf die Rohbaukonstruktion entkernt. Die Maßnahmen werden bei laufendem Betrieb durchgeführt, was eine große logistische Herausforderung bedeutet.
Einfaches Ordnungsprinzip
Die neue Gliederung der inneren Nutzungsbereiche folgt einem einfachen Ordnungsprinzip. Die der Lehre zugehörigen Flächen sind in Sockelgeschoss und Erdgeschoss, die der Forschung zugehörigen Flächen im ersten und zweiten Obergeschoss angeordnet. Damit können die Personenströme im Gebäude deutlich verringert werden, da sich die Studenten und Auszubildenden nur in diesen Bereichen bewegen. Der gesamte Ausbau wird als nichttragende Konstruktion eingebaut. Damit ist eine spätere Veränderbarkeit unmittelbar angelegt und die Raumnutzung kann ohne großen Aufwand an die sich rasch ändernden Anforderungen angepasst werden.
Fassadengestaltung
Die gesamte Bestandsfassade wird zurückgebaut und durch eine neue Fassade ersetzt, die aus geschosshohen Elementen mit starker Reliefierung besteht. In Anlehnung an den hellen Farbausdruck der Bestandsfassaden wird die neue Fassade ebenfalls in hellen Farbtönen gestaltet, sodass auch der städtebauliche Bezug zu den Nachbargebäuden und die sanfte Einbindung in die Umgebung erhalten bleiben.

Wiederverwendung von Bestandsbauteilen
Außerdem liegt bei dem Projekt ein spezieller Fokus auf der ressourcenschonenden Umsetzung: So weit wie möglich werden Bestandsestrich und Bestandsfliesen im Boden der Treppenhäuser oder dem Außenbereich erhalten. Das Holz (Merbau), dass aus einigen Fensterprofilen gewonnen wird, soll als Wandbelag sowie für Bänke und Tische des Foyers wiederverwendet werden. Ebenso wird die vorhandene Bestuhlung des Hörsaals nicht durch neue ersetzt, sondern professionell aufgearbeitet. Die Tafel soll ebenso erhalten bleiben.
Modulbau als Interimsmaßnahme
Um den 1. Realisierungsabschnitt baufrei zu ziehen, mussten die Nutzer*innen auf verschiedene Ersatzflächen verteilt werden. Da im Bestand nicht genügend Fläche zur Verfügung stand, wurde ein Modulbau als Interimsbau errichtet. Dieser lässt sich schnell und unkompliziert montieren/aufstellen und ist aufgrund der speziellen Materialien gut zu recyclen und kann nach Ende der Nutzung leicht wieder zurückgebaut oder wiederverwendet werden.
Der Modulbau mit acht Laboren und zehn Büroräumen wurde innerhalb weniger Tage angeliefert und mithilfe eines Kranes aufgestellt. Die Nutzflächen Büro und Labor verteilen sich über zwei Stockwerke. Die Gebäudetechnik war in den Modulen bereits vorinstalliert, lediglich die Fassade und die Laboreinrichtung wurden vor Ort hinzugefügt. Die Laborfläche beträgt insgesamt 330 Quadratmeter, die Büros bieten zusammen 200 Quadratmeter Fläche für die Forschenden. Nach fünf Monaten Gesamtbauzeit konnten im März 2020 die 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Organischen Chemie in den Modulbau einziehen. Der Containerbau soll bis Anfang 2027 genutzt und dann zurückgebaut werden, da die Nutzer dann Ihre frisch sanierten Räumlichkeiten im Bestandsbau beziehen werden.
Fotos: © Thorsten Eichhorst – T&T Photography