Reaktivierung der Siemensbahn, Berlin
Siemensbahn wird reaktiviert
Nach mehr als 40 Jahren soll die S-Bahnstrecke der sogenannten Siemensbahn in Berlin reaktiviert werden. Sweco ist an dem zukunftsweisenden und komplexen Projekt in einer Ingenieurgemeinschaft beteiligt und übernimmt dabei die Gesamtprojektleitung, die kaufmännische Federführung und die BIM-Gesamtkoordination des Auftragnehmers. Swecos Fachleute aus Berlin, Frankfurt am Main und Halle arbeiten standortübergreifend an dem Projekt zusammen und sind außerdem für die Objektplanung für Verkehrsanlagen, die Objekt- und Tragwerksplanung für Ingenieurbauwerke (Stützbauwerke, Lärmschutzwände, Eisenbahnüberführungen, Bahnsteiganlagen), die Fachplanungen für Oberleitungen, Leit- und Sicherungstechnik sowie die Umweltplanung verantwortlich.
Historische S-Bahnstrecke
Die Siemensbahn mit ihren Bahnhöfen Wernerwerk, Siemensstadt und Gartenfeld wurde zwischen 1927 und 1929 errichtet. Die rund 4,5 Kilometer lange Strecke begann im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf am Bahnhof Jungfernheide (Ringbahn) und wurde zur schnelleren Beförderung der Mitarbeiter der Siemenswerke erbaut und erschloss dabei alle wichtigen Produktionsstätten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Siemensbahn an Bedeutung. Seit dem Eisenbahnerstreik im Jahr 1980 ruht der Betrieb und die vorhandene Infrastruktur wurde nicht weiter instandgehalten.
Mit dem Neubau der Schleuse Charlottenburg und der Begradigung der Spree-Oder-Wasserstraße wurde der südliche Überbau der Eisenbahnüberführung „Untere Spree“ zurückgebaut. Der Anschluss an den S-Bahn-Ring wurde damit vollständig aufgegeben. Die im Bezirk Spandau befindlichen baulichen Anlagen der Siemensbahn stehen seit dem 28. September 1995 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.
Wichtige Anbindung für „Siemensstadt²“
Mit der Entscheidung des Siemens Konzerns, den Innovations- und Wissenschaftscampus „Siemensstadt²“ im Spandauer Ortsteil Siemensstadt mit rund 10.000 neuen Wohnungen entstehen zu lassen, wird die Reaktivierung der Siemensbahn als wichtige Anbindung des Ortsteils an das S-Bahn-Netz, an den Hauptbahnhof sowie an den Flughafen Berlin Brandenburg Bestandteil der verkehrspolitischen Agenda im Land Berlin.
© Fotos: DB Netz AG
Anspruchsvolle Planungen mittels BIM-Methodik
„Die Reaktivierung der Siemensbahn leistet einen wichtigen Beitrag zur zukunftsfähigen Mobilität in Berlin. Wir freuen uns, bei diesem spannenden Projekt die Gesamtprojektleitung in einer Ingenieurgemeinschaft übernehmen zu dürfen. Die Planungen sind sehr anspruchsvoll, denn wir müssen nicht nur die besonderen Auflagen des Denkmalschutzes, sondern auch die innerstädtische Lage und die engen zeitlichen Abläufe berücksichtigen. Zudem erfolgt die komplette Planung des Projektes mittels BIM-Methodik.“
Karsten Seydak, Ressortleiter Bahnsysteme & Verkehr bei Sweco in Berlin
Der Antrag zum Planrecht beim Eisenbahn-Bundesamt soll im Jahr 2024 eingereicht werden. Die Inbetriebnahme der reaktivierten S-Bahnstrecke der Siemensbahn ist bis Ende 2029 geplant.
Erneuerung und Instandsetzung der Anlagen und Ingenieurbauwerke
Für das umfangreiche Projekt sind vielfältige Planungsleistungen erforderlich. Da die zweigleisige, elektrifizierte Strecke und die vorhandene Infrastruktur seit gut 40 Jahren nicht mehr instandgehalten wurden, müssen die Gleisanlagen und der Oberbau vollständig erneuert werden. Für die bestehenden Bahndämme ist eine Erneuerung oder Ertüchtigung geplant. Gleiches gilt für Ingenieurbauwerke wie Eisenbahnüberführungen, Viadukte oder Stützbauwerke. Über die Spree muss eine rund 70 Meter lange Brücke neu gebaut werden. Im Bahnhof Jungfernheide ist ein drittes S-Bahn-Gleis geplant, das mit einer dritten Bahnsteigkante einschließlich Überdachung und Zugängen neu gebaut werden soll. Instandgesetzt werden müssen auch die Haltepunkte Wernerwerk und Siemensstadt sowie der Bahnhof Gartenfeld. Dabei müssen die Planungen teilweise spezielle Anforderungen erfüllen, denn die im Bezirk Spandau befindlichen baulichen Anlagen der Siemensbahn stehen seit 1995 unter Denkmalschutz.
Technische Daten:
- Reaktivierung einer zweigleisigen, elektrifizierten S-Bahnstrecke mit einer Länge von ca. 4,5 km
- Vollständige Erneuerung der Gleisanlagen und des Oberbaus
- Ertüchtigung / Ersatzneubau der bestehenden Bahndämme
- Neubau / Ersatzneubau / Instandsetzung der Ingenieurbauwerke (Eisenbahnüberführungen, Viadukte, Stützbauwerke) mit Neubau der „oberen Spreequerung“
- Herstellung eines dritten S-Bahn-Gleises im Bahnhof Jungfernheide mit Neubau einer dritten Bahnsteigkante einschließlich Überdachung und Zugänge
- Instandsetzung der Haltepunkte Wernerwerke und Siemensstadt sowie des Bahnhofes Gartenfeld
- Herstellung einer Kehranlage sowie einer Abstellanlage
- Erstellung der technischen Streckenausrüstung und Umbau der Oberleitungsanlagen an der bestehenden ICE – Strecke
Unsere Leistungen:
- Gesamtprojektleitung
- Kaufmännische Federführung des Auftragnehmers
- BIM-Gesamtkoordination
- Objektplanung Verkehrsanlagen
- Objekt- und Tragwerksplanung Ingenieurbauwerke (Stützbauwerke, Lärmschutzwände, ein Teil der zahlreichen Eisenbahnüberführungen und Bahnsteiganlagen)
- Fachplanung Leit- und Sicherungstechnik
Meilensteine:
2024: Einreichung des Antrags zum Planrecht beim Eisenbahn-Bundesamt
2029: Inbetriebnahme