Umweltplanung und Kartierarbeiten im Rahmen des DB-Projekts ETCS
Ausbau des neuen ETCS von Basel bis Aachen/Emmerich
Die DB Netz AG plant derzeit den Ausbau des neuen Zugsteuerungssystems ETCS (European Train Control System) entlang bestehender Bahnstrecken von Basel bis Aachen/Emmerich. Dies betrifft auch die rechtsrheinischen Strecken zwischen Unkel, Koblenz und Lahnstein im Rhein-Lahn-Kreis. Sweco ist mit dem Ressort Landschaft und Ökologie der Standorte Koblenz und Frankfurt für die DB tätig und führt im Rahmen des Projektes Untersuchungen der Brutvögel, Reptilien, Amphibien, Haselmäuse und Biotoptypen entlang der Bahnstrecken durch und erstellt anschließend den Landschaftspflegerischen Begleitplan und den Fachbeitrag Artenschutz.
European Train Control System (ETCS)
In Europa gibt es unterschiedliche Zugsicherungssysteme. Diese erschweren den grenzüberschreitenden Verkehr und den gemeinsamen europäischen Binnenmarkt. Deshalb werden die transeuropäischen Strecken (TEN-Netz) mit der einheitlichen europäischen Zugsteuerungs- und Zugsicherungstechnik ETCS ausgerüstet. Ziel ist es, bei den Zugbeeinflussungssystemen einen einheitlichen europäischen Standard einzuführen. Die Harmonisierung der Systeme und Prozesse steigert die Zuverlässigkeit im grenzüberschreitenden Bahnbetrieb und ermöglicht einen durchgehenden grenzüberschreitenden Verkehr ohne technische Barrieren.
Um das ETCS einführen zu können, sind diverse bauliche Maßnahmen erforderlich. Hierzu zählen z. B. Kabeltiefbau, Aufbau von Lichtsperrsignalen und Oberleitungsanpassungen oder die Erneuerung von Stellwerken. Bei der Planung von Bauprojekten wie diesen, muss immer auch der Schutz von Natur und Umwelt mitbedacht werden. Swecos Expert*innen führen daher im Zuge dieser technischen Planungen die entsprechenden Umweltplanungen durch.
Faunistische und vegetationskundliche Erfassungen
Zunächst einmal muss geklärt werden, welche Tiere und Pflanzen hier überhaupt vorkommen. Sweco untersucht daher die Brutvögel, Reptilien, Amphibien, Haselmäuse und Biotoptypen in dem entsprechenden Bereich. Entlang der Gesamtstrecke sollen in einem Korridor Erfassungen der Biotoptypen, der Habitatbäume und der Brutvögel durchgeführt werden. Bahnnah werden auch die Reptilien erfasst. Im Bereich der geplanten Modulgebäudestandorte und BE-Flächen werden darüber hinaus in geeigneten Habitaten Reptilien und die Haselmaus erfasst. In der Nähe stehender Gewässer (bahnnahe Gräben, Tümpel etc.) aber auch in Bereichen mit Potenzial für Spontan- und Pioniergewässer (flache Gewässer, Pfützen, Reifenspuren z.B. in der Nähe von Abgrabungs- sowie Baustellenflächen) werden zudem die Amphibien erfasst. Diese faunistischen und floristischen Gutachten zur Ermittlung der vorkommenden Tier- und Pflanzenarten bilden die Basis für die Artenschutzfachbeiträge und die landschaftspflegerische Begleitplanung, die anschließend im Zuge der Genehmigungsplanung erstellt werden. Je nach Eingriffsschwere werden entsprechende Maßnahmen empfohlen.
Haselmaus, Schlingnatter und Co.
Ob in den Bereichen des Gleisschotters entlang der Bahnstrecken um Koblenz auch streng geschützte Tiere wie die Haselmaus oder die Schlingnatter leben, untersuchen Swecos Expert*innen mit verschiedenen Methoden. Vögel und rufende Kröten lassen sich z. B. durch die entsprechenden Lautäußerungen relativ einfach nachweisen.
Anders sieht es da bei Haselmäusen aus: Obwohl der Name anderes vermuten lässt, ist das kleine Nagetier gar keine Maus, sondern gehört zur Familie der Bilche. Der etwa daumengroße Kletterkünstler mit einem ca. 7 cm langen kurzbuschigen Schwanz wiegt 18 g über den Sommer und über 30 g während des Winterschlafs. Besonders wohl fühlen sich Haselmäuse in Laub- und Mischwäldern mit artenreichem Unterwuchs, in dichtem Brombeergestrüpp oder in Hecken- und Feldgehölzen.
Da die scheuen Tiere nachtaktiv sind und keine Lautäußerungen von sich geben, lassen sie sich relativ schwer ohne weitere Hilfsmittel nachweisen.
- Eine Methode ist es, den Haselmäusen Nistmöglichkeiten anzubieten, sogenannte Haselmaus-Tubes. Das sind ca. 7×7 cm große und ca. 30 cm lange Röhren mit Einstieghilfe, die an horizontalen Ästen fixiert und mit GPS-Koordinaten verordnet werden. Alle ein bis zwei Monate wird kontrolliert, ob eine Haselmaus die Röhren genutzt und hier ein Nest angelegt hat.
- Haselmäuse lassen sich auch über Fraßspuren nachweisen. Die kleinen Nager haben ein ganz besonderes artspezifisches Beißmuster, das sich von anderen Tieren unterscheidet. Eine angebissene Haselnuss kann also ebenfalls Aufschluss darüber geben, wo Haselmäuse vorkommen.
Schlingnattern
Auch Schlingnattern fühlen sich grundsätzlich in der Nähe von Bahndämmen wohl, lassen sich aber ebenfalls schwierig nachweisen. Die Schlingnatter gehört zu den am weitesten verbreiteten Schlangen in Deutschland, ist aber trotzdem Vielen unbekannt. Denn durch ihre perfekte Tarnung und zurückgezogene Lebensweise muss man schon sehr genau hingucken, um die schlanke Natter zu entdecken. Wenn sie ruhig daliegt und sich nicht bewegt, hat man kaum eine Chance, sie zu erkennen. Ähnlich wie bei den Haselmäusen, werden daher auch die Reptilien mit Hilfe künstlicher Verstecke nachgewiesen. Der Name Schlingnatter kommt übrigens daher, dass sie ihre Beute mit ihrem Körper umschlingt und so erstickt. Da ihr Bestand mittlerweile zurückgeht, wird sie auf der nationalen Roten Liste als gefährdet geführt.
Zeitplan für Untersuchungen und Genehmigungsplanung
Die Untersuchungen und Erfassungen der Tier- und Pflanzenarten werden von März bis Oktober 2022 gemäß Methodenstandards und Länderleitfäden durchgeführt. Die Genehmigungsplanung ist in zwei Stufen vorgesehen: für Mitte Dezember 2022 ist die Einreichung der Planunterlagen für gezielte Bereiche vorgesehen, in denen die Bauausführung auf das Jahr 2023 terminiert ist. Die Einreichung des zweiten Teils der Planunterlagen, in denen die restlichen Streckenbereiche betrachtet werden, ist für April 2023 vorgesehen.
Unsere Leistungen
- Untersuchungen der Brutvögel, Reptilien, Amphibien, Haselmäuse und Biotoptypen
- Erstellung des Landschaftspflegerischen Begleitplans
- Erstellung des Fachbeitrages Artenschutz