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Healthy water cities

Der Sommer 2021 wurde, was extreme Wetterereignisse angeht, zu einem Jahr des Schreckens. Schwere Regenfälle und Überschwemmungen verwüsteten Orte auf der ganzen Welt: in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, Friesland in den Niederlanden, das belgische Namur, Gävle in Schweden und Hunan in China. Das Hochwasser und die Schlammströme spülten Flussufer weg, rissen in Deutschland und Belgien Gebäude mit sich und überfluteten Häuser und Straßen – und kosteten Hunderten von Menschen das Leben.

Bei Regenereignissen von solchem Ausmaß sind die meisten Kanalisationssysteme von den Wassermassen überfordert. Die Abwassersysteme, von denen viele vor mehr als 100 Jahren gebaut wurden, sind auf eine solche Überschwemmung nicht vorbereitet. Außerdem werden die Abwasser-, Grauwasser- und Wasserversorgungsleitungen in den europäischen Städten immer schlechter, sodass die Abwasserinfrastruktur aufgrund von Materialversagen in zehn bis zwanzig Jahren zusammenbrechen könnte.

Healthy Water Cities

Der Klimawandel, der laut dem diesjährigen Bericht des Weltklimarats (IPCC) alarmierend ist, und die Urbanisierung stellen uns vor große Herausforderungen, auf die wir unsere ganze Aufmerksamkeit richten müssen.

„Die zunehmende Häufigkeit von Extremwetterereignissen führt in ganz Europa zu einem erhöhten Gesundheits- und Sicherheitsrisiko. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Risiken von Überschwemmungen, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefährdung zu minimieren“

Tia Savolainen, Ingenieurin für Wasserwirtschaft bei Sweco in Finnland

Gleichzeitig stellt die Wasserknappheit auch in Europa eine große Herausforderung dar. Wenn sich der Wasserverbrauch nicht ändert, wird die Nachfrage das verfügbare Wasserangebot im Jahr 2030 voraussichtlich um 40 % übersteigen. Gründe hierfür sind das Bevölkerungswachstum, die zunehmende Urbanisierung, der Klimawandel und ein veränderter Lebensmittelkonsum.

Im dritten Urban Insight Artikel zum Thema Urban Health and Wellbeing zeigen wir, vor welchen Herausforderungen Ingenieur*innen und Architekt*innen im Bereich der Wasserwirtschaft stehen. Wir beleuchten den Wasserkreislauf und präsentieren innovative Lösungsansätze für unter- und oberirdische Wassersysteme, die direkten positiven Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen.

Um auch in Zukunft eine Versorgung mit sauberem Wasser und ein Wassermanagement ohne Systemausfälle sicherzustellen, schlagen wir drei Strategien im Umgang mit Wasser vor, die auch die Herausforderungen im Gesundheitsbereich mit einbeziehen:

  • Raum für Wasser und Menschen zurückgewinnen
  • die Natur in die Städte zurückholen
  • Abwasser reduzieren, wiederverwenden und reinigen

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DIE GESUNDHEITLICHEN HERAUSFORDERUNGEN DURCH ÜBERSCHWEMMUNGEN, DÜRRE UND UMWELTVERSCHMUTZUNG

Überschwemmungen, Dürreperioden und verschmutztes Wasser stellen weltweit ein zunehmendes Gesundheits- und Sicherheitsrisiko dar. Was wird in Zukunft auf uns zukommen?

Der jüngste Bericht des Weltklimarats zeigt, dass die Wissenschaft inzwischen immer mehr Beweise dafür hat, dass diese Veränderungen der Wettermuster durch den Klimawandel verursacht werden. „Europa erwärmt sich schneller als der Rest der Welt“, sagt der Weltklimarat. „Unabhängig davon, wie sich die Treibhausgasemissionen entwickeln, wird es mehr und größere Hitze geben.“

Trockene Gebiete werden trockener, feuchte Gebiete werden feuchter

In allen möglichen Klimaszenarien verändern sich die Intensität sowie die Verteilung der Niederschläge, das Risiko von Starkregen nimmt zu. Die regionalen Unterschiede in Europa zeigen, dass es in den nördlichen Ländern mehr Niederschlag und Stürme geben wird, was zu einem potenziellen Überschwemmungsrisiko führt. In Regionen West- und Mitteleuropas werden in den Sommermonaten mehr und längere Trockenperioden auftreten, die ein erhöhtes Risiko für Waldbrände mit sich bringen.

Dürre und Überschwemmungen

Die Intensität der Niederschläge kann vorübergehend das Aufnahmevermögen des Bodens übersteigen und Überschwemmungen und Erosion verursachen. Zusammen mit der zunehmenden Versiegelung und Undurchlässigkeit des Bodens führt die geringere Infiltration zu Wasserknappheit, niedrigen Flusspegeln und dem Abpumpen der natürlichen Grundwasserreserven. Vor diesem Hintergrund muss der Wasserüberschuss im Zusammenhang mit der Wasserknappheit gesehen werden. Einige der Ursachen für die Wasserknappheit hängen damit zusammen, wie wir das Land nutzen, Oberflächen versiegeln und für den Abfluss von Regenwasser sorgen, bevor es in den natürlichen Wasserkreislauf gelangt.

Krankheiten, Wasserknappheit und Verschmutzung

Von extremer Hitze sind vor allem ältere Menschen und einkommensschwache Gruppen betroffen, die mit Folgen wie vorzeitiger Sterblichkeit aufgrund von Hyperthermie, hitzebedingten Krankheiten und dem Abbrennen ihres Zuhauses konfrontiert sind. Städte haben mit Wasserknappheit und mangelnder Kühlung des öffentlichen Raums zu kämpfen. Ein weiteres Problem, mit dem Städte konfrontiert sind, ist die Suche nach Flächen für die Wassergewinnung und -rückhaltung. Dazu kommt die Frage, wie verschmutztes Abfluss- und Oberflächenwasser gereinigt werden kann.

Zusätzlich zu den Schäden durch Wasser muss die Bevölkerung in den kürzlich überschwemmten Gebieten in ganz Europa nun auch noch mit Hygieneproblemen zurechtkommen, die durch die riesigen Mengen an Schlamm, Treibstoff und Chemikalien verursacht werden, die in menschliche Lebensräume und die Umwelt gelangt sind. Auch das Trinkwasser wurde verunreinigt, da durch Risse in unterirdischen Leitungen Abwasser in den Boden gelangt ist.

Wir wissen, was zu tun ist: Wir müssen einerseits den Verbrauch der Ressourcen unseres Planeten reduzieren, uns andererseits aber auch anpassen. Europäische Ingenieur*innen und Architekt*innen sowie Stadtplaner*innen und Fachleute auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft befassen sich seit Langem mit der Anpassung an den Klimawandel und bereiten sich darauf vor.

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MULTIFUNKTIONALE RÄUME. In dichten städtischen Gebieten ist der Platz knapp, und Stadtplaner und Ingenieure müssen nach innovativen, kreativen Lösungen suchen.

Illustration: Sweco. Illustrator: Jonathan Eriksson.

STRATEGIE 1: RAUM FÜR WASSER UND MENSCHEN ZURÜCKGEWINNEN

Im Artikel werden drei Wasserstrategien angesprochen, die sich mit gesundheitlichen Herausforderungen befassen. Mit der ersten Strategie, der Rückgewinnung von Raum für Wasser und Menschen, kann gleichzeitig die Gesundheit der Menschen verbessert werden.

Um sowohl Trockenperioden als auch Überschwemmungen zu verhindern, werden vorgeschaltete Maßnahmen ergriffen. Das Auffangen und Zurückhalten von Wasser in der Landschaft, die Offenlegung von Flüssen, die Integrierung von Wasser in öffentlichen Räumen und der Bau von durchlässigen Straßenbelägen sind Maßnahmen, die Wasser in unseren Lebensraum zurückbringen können und positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.

Multifunktionale Räume

Da der Platz in dichten städtischen Gebieten knapp ist, müssen Stadtplaner*innen und Ingenieur*innen nach innovativen, kreativen Lösungen suchen. Weil aber der Platz für Wasser, Natur, Menschen und sich erfolgreich entwickelnde Gemeinden und Gemeinschaften begrenzt ist, brauchen wir Lösungen, die verschiedene Funktionen miteinander verbinden können. Dies können Dächer zur Regenwassernutzung, Regenwassertanks als Stadtmöbel, überflutbare Parkplätze und Plätze als Regenrückhaltebecken sein. Innovationen und neue Technologien müssen den extremen Klimaszenarien Rechnung tragen, um sichere und gesundheitsfördernde Lösungen zu bieten.

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MULTIFUNKTIONALE RÄUME. Weil der Platz für Wasser, Natur, Menschen und lebendige Gemeinschaften begrenzt ist, brauchen wir Lösungen, die verschiedene Funktionen miteinander verbinden können.

Illustration: Sweco. Illustrator: Jonathan Eriksson.

Umfassende gesundheitliche Auswirkungen

In der Vergangenheit wurden Flüsse als Abwasserkanäle genutzt und verschlossen. Dank geeigneter Kanalisationssysteme und Abwasserbehandlung erholen sich die Flusssysteme jedoch. Die Offenlegung von Flüssen kann unsere Gesundheit auf körperlicher, geistiger und sozialer Ebene verbessern. Die Wiedereinführung von Oberflächenwasser in den städtischen Kontext bringt thermischen Komfort, Kühlung, Verbesserung der Sicherheit, sichtbare Feuchtvegetation und Pflanzen, Zugang zu Grünflächen und ein verbessertes Erholungspotenzial mit sich, was sich Studien zufolge direkt auf unsere Gesundheit auswirkt. Indirekt können diese Faktoren durch die Wiederherstellung der Feuchtgebietsvegetation einen wichtigen Beitrag zur Luftqualität leisten.

Gesunde blaue Netze

Integriertes Regenwassermanagement wird in europäischen Städten immer häufiger praktiziert. Offene Teiche, Regengärten, Rigole, Stadtflüsse und andere nachhaltige Stadtentwässerungssysteme (SUDS) können in den grünen und blauen Netzen der Stadt wiederhergestellt werden. Sie spielen eine multifunktionale Rolle im städtischen Lebensumfeld und können für einen stärkeren Wärmeaustausch und damit für einen Kühleffekt sorgen. Studien haben gezeigt, dass sich der Anblick von und der Kontakt mit Wasser positiv auf unsere geistige Gesundheit auswirken.

Gesunde Wasserstädte

Sowohl Städte als auch ihre Bürgerinnen und Bürger sollten Verantwortung für die Gestaltung eines gesunden Lebensumfelds übernehmen. Von Privatgrundstücken bis hin zur Gestaltung öffentlicher Räume spielt jedes Element der Stadt eine Rolle dabei, das Gleichgewicht des natürlichen Wasserkreislaufs aufrechtzuerhalten. Die Entkopplung und Wiederverwendung von Regenwasser, die Reduzierung des Wasserverbrauchs und des Abwasseraufkommens sind Teil der Lösung.

MEHR LEBENSQUALITÄT IN KARLSTAD, SCHWEDEN

Die städtische Halbinsel von Karlstad wurde umgestaltet, um die Lebensqualität und der Karlstader Bürger*innen zu erhöhen.

Designer: Thorbjörn Andersson, Sweco, Location: Karlstad, Kunde: Stadt Karlstad, Schweden, Fotograf: Kasper Dudzik.

 

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STRATEGIE 2: DIE NATUR IN DIE STÄDTE ZURÜCKHOLEN

Bei der zweiten Strategie geht es darum, die Natur und den Boden in die Stadtplanung einzubeziehen, um Probleme mit Trockenperioden und Überschwemmungen zu lösen. Ein gründliches Verständnis vom natürlichen Wasserkreislauf und der natürlichen Prozesse sowie deren Nutzung kommen der Natur zugute und haben auch positive Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit. Ein Beispiel dafür ist das bekannte Konzept der Schwammstadt.

Schutz des Bodens als Wasserreservoir

Unsere Böden sind durch Überschwemmungen, Wasserverschmutzung und Trockenperioden gefährdet. Aufgrund der Abnutzung des bestehenden Netzes, des Klimawandels und intensiverer Regenfälle kann es passieren, dass das bestehende Abwassersystem irgendwann unterdimensioniert ist oder nicht mehr ausreicht. Ein gesunder Boden mit der richtigen Vegetation ist nicht nur wichtig um den Verlust von Wasser zu verhindern, sondern dient dank seiner großen Oberfläche auch als großer Wasserspeicher. Er sollte geschützt werden, um die Wasserqualität und die Menge der unterirdischen Reservoirs zu erhalten, die beide als Indikatoren für unsere Gesundheit gelten.

Verlangsamung des Wasserkreislaufs

Trockenperioden und Überschwemmungen in Europa sind auf die gleiche Ursache zurückzuführen: eine Zunahme von Wetterextremen aufgrund des Klimawandels. Aber sie sind auch eine Auswirkung der veränderten Landnutzungsmuster durch mehr Wasserabfluss und mehr Verdunstung. Die Kombination aus einer dicht bebauten Region, einem hohen Druck auf die Wasserressourcen und einem großen Anteil an versiegelten Flächen erzeugt eine Abkürzung im Wasserkreislauf, die das Wasser buchstäblich so schnell wie möglich ins Meer spült. Angesichts des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Urbanisierung suchen viele europäische Regierungen nach Lösungen, die dazu beitragen, diesen Wasserkreislauf zu verlangsamen.

Mobilisierung von Bodenteams

Um Bodenprobleme anzugehen, müssen wir zunächst die regionalen Landschaftsmerkmale, Bodeneigenschaften, Grundwasserspiegel und -schwankungen sowie natürliche und künstliche Entwässerungssysteme verstehen. Daher ist ein multidisziplinäres Team aus Bodenexpert*innen, Grundwassermodellierer*innen, Ökolog*innen und Landschaftsarchitekt*innen erforderlich, das die Merkmale und ihre gegenseitigen Abhängigkeiten berücksichtigen kann, um eine klare Vorstellung davon zu bekommen, wie das Wassersystem funktioniert.

KRITISCHE WASSERINFRASTRUKTUR IN DER GESUNDEN STADT

Eine widerstandsfähige, gesunde Wasserstadt ist ein Ort, an dem die Menschen in direktem Kontakt mit Wasser stehen und vor Überschwemmungsgefahren und Trockenheit sicher sind. Es ist eine Stadt, in der alle städtischen Wassernetze zusammenarbeiten, um das Gleichgewicht im natürlichen Wasserkreislauf wiederherzustellen und die Auswirkungen des städtischen Wachstums zu minimieren.

Illustration: Sweco.

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Der Schwammeffekt

Eine Schwammstadt ist eine naturbasierte Lösung, die das Wasser an der Quelle zurückhält, Staunässe und Überschwemmungen verlangsamt und das End-of-Pipe-System anpasst. Es lässt die Natur als belastbares System arbeiten, das Wasser aufnimmt und reinigt – eben wie ein Schwamm.

Das Wissen über den Umgang mit Regenwasser ist seit Tausenden von Jahren vorhanden und besonders fortschrittlich in Bezug auf Monsunklimata. In der chinesischen Literatur zu landwirtschaftlichen Themen heißt es, dass man für je vier Hektar Land, die man bewirtschaftet, einen Hektar für Wasser reservieren muss.

Wie können wir Städte in riesige Schwämme verwandeln?

Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns an Kongjian Yu gewandt. Yu, Professor für Landschaftsarchitektur an der Universität Peking, ist außerdem ökologischer Urbanist, Stadtplaner, Landschaftsarchitekt und Gründer des Planungs- und Designbüros Turenscape in Peking. Bislang hat er an 600 Projekten dieser Art auf der ganzen Welt mitgearbeitet.

„Die Menschen brauchen ein physisches Umfeld, in dem sie sich frei bewegen, sich ausstrecken können. Wir betrachten die Natur als ein System. Die Pandemie und die Lockdowns haben unseren Bewegungsradius eingeschränkt und körperliche und psychische Krankheiten verursacht. Das System, das wir in den Städten schaffen, ermöglicht es den Menschen, sich frei zu bewegen. Auch das sogenannte Placemaking ist ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit. Damit sich Menschen treffen können, eine Gemeinschaft bilden, eine kulturelle Identität und ein Gefühl der Zugehörigkeit finden.“

Kongjian Yu

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MINGHU WETLAND PARK, Location: Liupanshui City

Designer: Turenscape, Kunde: Liupanshui Municipality.

STRATEGIE 3: ABWASSER REDUZIEREN, WIEDERVERWENDEN UND REINIGEN

Die dritte Strategie steht im Zusammenhang mit Kreislaufwasser-Strategien zur Verringerung der Ausbeutung der natürlichen Wasserressourcen. Da unsere Bevölkerung wächst, steigt auch der Gesamtwasserverbrauch. Durch die Wiederverwendung von Wasser können wir die in die Flüsse eingeleiteten Mengen verringern, was wiederum spätere Überschwemmungen verhindert.

Wasserverbrauch senken

Um die Auswirkungen des Wasserverbrauchs auf unsere Gesundheit zu minimieren, ist es wichtig, unseren Wasserverbrauch zu reduzieren. Wir können den Wasserverbrauch im Haushalt leicht senken, indem wir intelligente Technologien einsetzen, die den Verbrauch auf ein Minimum reduzieren, z. B. durch energieeffiziente Waschmaschinen, Geschirrspüler und Duschsysteme, intelligente Wasserhähne oder indem wir die Toilette kürzer spülen. Aber auch unser Verhalten hat einen großen Einfluss auf unseren Wasserverbrauch. Lassen wir das Wasser weiterlaufen, während wir uns die Zähne putzen?

Abwasser wiederverwenden

Eine weitere große Wirkung kann die Wiederverwendung von Abwasser erzielen. Aufbereitetes Abwasser kann lokal oder aus einer zentralen Quelle für Anwendungen wiederverwendet werden, die mit Wasser von geringer Qualität auskommen, z. B. für die Toilettenspülung. Mittlerweile gibt es sogar Anlagen, die aus Abwasser trinkbares Wasser herstellen.

Das Risiko eines verschmutzenden Überlaufs der Kanalisation

Aufgrund des Klimawandels werden in Zukunft häufiger heftige Stürme auftreten. Herkömmliche Abwassersysteme verstopfen immer öfter, insbesondere in städtischen Gebieten mit großen undurchlässigen Flächen. Pluviale Überschwemmungen und verschmutzende Kanalisationsüberläufe stellen eine zunehmende Gefahr für unsere Sicherheit dar. Eine maximale Integration von blau-grünen Netzen in unseren Städten würde das Wassermanagement wirtschaftlicher machen und somit die Wasserqualität in den Abflüssen wirksam verbessern.

 

INSTRUMENTE DES INTEGRIERTEN WASSERMANAGEMENTS

Neben den drei gestalterischen Strategien gibt es zwei robuste Instrumente zur Verbesserung des Wassermanagements. Die erste ist eine Vision, die in einem Wassermanagementplan auf der Grundlage der europäischen Wassergesetzgebung und der Wasserrahmenrichtlinie zum Ausdruck kommt. Ein weiteres wichtiges Instrument, das helfen kann, uns auf künftige Herausforderungen vorzubereiten, ist ein digitales Asset-Management-Tool, das Städte und Fachleute der Wasserwirtschaft nutzen können, um Lösungen zu integrieren und die richtigen Entscheidungen in Bezug auf Budget, Zeitplan und Sicherheit zu treffen.

Wenn Vision und Planung aufeinander abgestimmt sind

Städte in ganz Europa arbeiten daran, ihre Stadtplanung mit Wassermanagementplänen abzustimmen, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Wasserrisiken zu erhöhen und sich besser auf die vor- und nachgelagerten Auswirkungen vorzubereiten (sog. „basin-sensitive cities“). Der Waterplan Antwerpen, Plan Bleu Lyon, Waterplan2 Rotterdam und andere sind aus Visionen hervorgegangen, die von Städten für die Bewältigung fast aller Probleme in Verbindung mit Wasser wie Überschwemmungen, Wassersicherheit und Umwelt erarbeitet wurden.

Eine vielschichtige Antwort

In den Niederlanden wird die Anpassung in einem mehrschichtigen Ansatz umgesetzt. Eine erste Schicht bietet Schutz vor Überschwemmungen durch erhöhte Deiche und vorgelagerte Maßnahmen. Wenn diese Deiche brechen, dann sollte ein Bypass die am stärksten gefährdeten Gebiete schützen. Und die letzte Schicht besteht darin, vorbereitet zu sein und über die notwendige Infrastruktur zu verfügen, um ein Gebiet sicher zu evakuieren.

Instrumente für das Gesundheitsmanagement in komplexen städtischen Wassersystemen

Wasserversorgungsanlagen stellen ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar, wenn sie nicht ordnungsgemäß verwaltet werden. Undichte industrielle und kommunale Abwassersysteme, unterdimensionierte oder ungeeignete Wasseranlagen und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels können zu Gesundheitsrisiken führen. Undichte Trinkwasser- und Abwassernetze können Ursachen für Krankheiten sein und durch die Verschmutzung des Bodens und des Wassersystems schwerwiegende Umweltauswirkungen herbeiführen.

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Verborgene Anlagen

Viele wissen nicht, dass es in Europa mehr als 4 Millionen Kilometer unterirdische Trinkwassernetze und 3 Millionen Kilometer Kanalisationsnetze gibt. Dies entspricht 19 Mal der Strecke von der Erde zum Mond. Ein weiteres Problem ist das mangelnde Verständnis für den Zustand unserer Anlagen. Manchen Städten fehlt eine Datenbank mit wichtigen Informationen wie der Anzahl der Netzkilometer, dem Baujahr, den Materialien, dem Standort, dem wirtschaftlichen Wert, der Fließrichtung, dem volumetrischen Wirkungsgrad, der Wahrscheinlichkeit von Leckagen und anderen Merkmalen. Der tatsächliche Ort des Netzes ist möglicherweise nicht digitalisiert oder im schlimmsten Fall nicht einmal bekannt. Dies führt zu Problemen, z. B. beim Bau oder wenn das Netz in kontaminiertem Boden liegt.

Instandhaltung und Wiederaufbau

Infrastruktur verlangt nach Instandhaltung und Investitionen, damit gesunde Städte möglich sind. Die Wasserinfrastruktur in Europa ist in einem schlechten Zustand. Selbst in Finnland, einem der wohlhabendsten Länder Europas, sind schätzungsweise 6 % des Trinkwassernetzes und bis zu 12 % der Abwasserkanäle in einem extrem schlechten Zustand. Eine Steigerung der Erneuerungsrate der Wasserversorgungsnetze ist ebenso erforderlich wie andere bedeutende Investitionen angesichts der sich verschärfenden Gesetzgebung und der Anpassung an den Klimawandel.

Von der reaktiven zur proaktiven Anlagenverwaltung

Die Anlagenverwaltung darf künftig nicht mehr rein reaktiv sein. Es ist entscheidend, die Infrastrukturanlagen proaktiv zu verwalten, um die langfristige Gesundheit der Städte durch Nachhaltigkeit, Resilienz und Sicherheit der Wasseranlagen zu gewährleisten. Die Anlagenverwaltung ist ein systematischer Prozess, der die Planung, den Erwerb, die Instandhaltung, den Betrieb, die Erneuerung und die Veräußerung von Immobilien sowie das Informationsmanagement im Zusammenhang mit Finanzen und Immobilien umfasst.

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Kontinuierliche Überwachung der Wasserqualität

Die Online-Überwachung der Wasserqualität in Echtzeit ist ebenfalls Teil der Anlagenverwaltung. Sie stellt sicher, dass das verteilte Wasser den Qualitätsanforderungen entspricht. Sie zeigt auch die Auswirkungen des Netzes auf die Wasserqualität, indem sie Informationen über die Art des Wassers und dessen Veränderung liefert.

Finanzierung

In Europa stehen die Wasser- und Abwassersysteme vor der Herausforderung, mit weniger finanziellen Mitteln mehr leisten zu müssen. Die Städte wachsen, während die Wasser- und Abwasseranlagen altern und die Wasserressourcen knapp werden. Alternde Anlagen verursachen steigende Instandsetzungskosten. Die Wasserinfrastruktur ist in Europa teuer und in schlechtem Zustand, weil die Mittel für die Instandhaltung nicht ausreichen. Die Kapitalinvestitionen in diesem Sektor liegen unter dem Niveau, das für die Erhaltung der bestehenden Infrastruktur erforderlich ist.

Investitionspläne

Durch proaktives Reagieren auf den steigenden Investitionsbedarf bleiben die Preise für die Wasserversorgung langfristig niedriger. Das liegt daran, dass es teurer ist, ein bereits defektes System zu reparieren, dessen Auswirkungen sich möglicherweise vervielfachen, als eine regelmäßige vorbeugende Wartung durchzuführen, die verhindert, dass das Problem überhaupt erst auftritt.

 

DAS INTEGRIERTE UND PROAKTIVE TOOL ZUR ANLAGENVERWALTUNG, Obsurv

Eine Online-Lösung, die den Städten hilft, ihre Anlagen im Bereich Wasser und öffentliche Räume zu verwalten.

Designer: Sweco, Location: Niederlande, Swecos Leistungen: Angebot, Entwurf, hydraulische Modellierung, Beratung, Kunde: 155 Städte in NL

 

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Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen im Sommer 2021 sowie der alarmierende Bericht des Weltklimarats über weitere Wetterextreme lenken den Blick noch stärker auf unsere Wasserversorgung und das Wassermanagement in den europäischen Städten. Unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Ökosysteme hängen weitgehend von der Qualität unseres Grund- und Oberflächenwassers ab. Es ist entscheidend, die unterirdische Infrastruktur in gutem Zustand zu halten. Daher kommt den Ingenieur*innen der städtischen Wasserversorgung eine wichtige Rolle bei der Vermeidung künftiger Gesundheitsprobleme zu.

Wir müssen das Wassermanagement in unseren Städten stärken, doch unsere unterirdische Infrastruktur ist veraltet und in schlechtem Zustand. Die Bewältigung von Wasserverschmutzung, Trockenperioden und Überschwemmungen sowie die Kosten für den Wiederaufbau der unterirdischen Infrastruktur werden viel Geld kosten.

Um eine Zukunft mit ausreichend sauberem Wasser und einem erfolgreichen Wassernetzmanagement zu sichern, das Systemausfälle verhindert, schlagen wir drei Wasserstrategien vor, die zugleich auch die gesundheitlichen Herausforderungen angehen:

  • Raum für Wasser und Menschen zurückgewinnen
  • die Natur in die Städte zurückholen
  • Abwasser reduzieren, wiederverwenden und reinigen

NATÜRLICHES WASSERSYSTEM, STOCKHOLM, SCHWEDEN

Das ökologische Stadtviertel Hammarby Sjöstad in Stockholm: Die kognitiven, sozialen und psychologischen Vorteile der blau-grünen Elemente sind die Zutaten für ein wirklich gesundes Viertel.

Weitere Einzelheiten zu den Schlussfolgerungen und Empfehlungen finden Sie im vollständigen Bericht, den Sie hier herunterladen können.

DAS ÖKOLOGISCHE STADTVIERTEL HAMMARBY SJÖSTAD

Die Integration nachhaltiger Stadtentwässerungssysteme (SUDS) hat sich als effiziente, naturnahe Lösung für die Regenwasserrückhaltung erwiesen, bei der das Regenwasser vorübergehend gespeichert und langsam wieder in das natürliche Wassersystem abgegeben wird.

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