Laserscan in der Praxis
Herausforderungen bei der Trockenlegung des Wasserkraftwerks Altwied
Projekte können oft unvorhersehbare Wendungen nehmen, die selbst die sorgfältigsten Planungen auf die Probe stellen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Wasserkraftwerk an der Wied in Rheinland-Pfalz, das für einen Laserscan trockengelegt werden musste. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Hindernisse sowie die entscheidende Rolle der Arbeitssicherheit bei dem anspruchsvollen Projekt.
Entwässerung des Wasserkraftwerks an der Wied
Es scheint eine allgemeine Regel zu sein, dass Projekte selten so verlaufen, wie sie im Vorneherein geplant werden. So gibt es gerade bei komplexeren Prozessen viele Wechselwirkungen, auf deren Instanzen man wenig bis gar keinen Einfluss hat: Es kann zu internen Ausfällen durch Erkrankungen, Verspätungen sowie Verschiebungen von Terminen durch Auftraggeber und eigene Dienstleister oder auch zu Behinderungen durch Naturgewalten kommen.
Ein Beispiel für letzteres zeigte sich bei einem Wasserkraftwerk an der Wied in Rheinland-Pfalz. Dort galt es, die unterirdischen Anlagen durch Laserscanverfahren aufzunehmen, was einer vorherigen Entwässerung bedarf. In diesem Fall wollte man die Wasserhöhe innerhalb der Tunnel auf maximal 30 cm abflachen. Da spezielle Auffangbecken und auch der anliegende Fluss selbst dabei nicht entleert werden konnten, mussten den von dort drückenden Wassermassen entsprechend starke Dämme und Schleusentore entgegengesetzt werden.
Bereits bei der Entwässerung kam es zu Verzögerungen, wodurch einzelne Scantermine um mehrere Wochen verschoben werden mussten. So hielten einige Abdichtungen nur mäßig, weshalb Wasser in die leergepumpten Tunnel nachfließen konnte und auch die Witterung im Herbst und Winter erschwerte die Aufgabe sehr. Die Trockenlegung wollte mehrmals nicht gelingen und es waren somit lange keine Messungen möglich.
Steigender Wasserpegel erschwert Laserscan
Im Frühjahr hatten wir Glück und konnten unseren letzten Ortstermin zum Scannen wahrnehmen. Dabei sollte eine kleine Unterführung vom Wasserkraftwerk zur Wied innerhalb von zwei Tagen aufgenommen werden. Zur Entwässerung dieses Bereiches wurden zwei Dämme an den Enden einer flusstrennenden Mauer errichtet, so dass dieser von der Wied abgegrenzt war.
Am ersten Tag konnten wir unseren Arbeiten normal nachgehen, auch wenn wir unser Equipment im Regen zum Fahrzeug tragen mussten. Das Wetter sollte uns allerdings über Nacht einen Streich spielen. Es ist sicher kein Geheimnis, dass sich Gewässerpegel bei Niederschlägen anheben, wobei die Wied keine Ausnahme für uns machte. Infolgedessen wurde die Trennmauer an mehreren Stellen überspült, der Tunnel lief zu und war damit nicht mehr betretbar. Glücklicherweise mussten wir zu dem Zeitpunkt nur noch den Ausgangsbereich aufnehmen, auch wenn wir von diesem nur noch die Spitze sehen konnten.
Punktwolkenausschnitt: Ausgangsbereich Tunnelanlage vor der Flutung (links) und danach (rechts)
Bedeutung der Arbeitssicherheit und Last Minute Risk Analysis (LMRA)
Abschließen möchte ich diesen Erfahrungsbericht im Sinne der Arbeitssicherheit. In Anbetracht bereits gescheiterter Trockenlegungen galt für uns ein erhöhtes Maß an Vorsicht vor Arbeitsbeginn. Auch deshalb wurden vor dem Abstieg zum Tunnel der Wasserstand überprüft, die Dämme in Augenschein genommen und die Wettervorhersage für den Bereich der Wied eingesehen. Vor dem Regen war der Wasserstand der Wied ausreichend niedrig, um als ungefährlich eingeschätzt werden zu können. So bestand zu dem Zeitpunkt an allen Stellen eine Distanz von über 0,5 m zwischen Maueroberkante und Wasserspiegel. Als wir nach dem Regen zurückkamen, war genauso eindeutig keine Sicherheit mehr gegeben, da sich der Wasserspiegel stark erhöht hatte und der Arbeitsbereich als Folge dessen längst geflutet wurde.
Die Frage, die man sich nicht nur bei Arbeiten an Gewässern stellen muss, lautet: Ab wann ist meine Sicherheit gefährdet? Die Antwort ist hier zum einen abhängig vom Wasserstand und etwaigen Strömungen zu Arbeitsbeginn, jedoch genauso sehr von der Entwicklung durch alle Umwelteinflüsse während der Tätigkeitszeit im betroffenen Gebiet. Dieser nächtliche Umschwung von sicher zu unsicher in diesem Beispiel zeigt, dass die richtige Antwort auf diese Frage Leben retten kann. Hätte der Niederschlag wenige Stunden vorher stattgefunden, hätten wir unsere Arbeiten abbrechen müssen oder gar nicht erst beginnen dürfen.
In solchen Situationen zeigt sich, dass die mitunter vielleicht belächelte Last Minute Risk Analysis (LMRA) durchaus von Bedeutung ist. Die LMRA ist eine kurze Beurteilung, die direkt vor Beginn der Arbeiten am Arbeitsplatz durchgeführt wird. Ziel ist es, mögliche Risiken und potenzielle Gefahren am Arbeitsort zu erkennen, um Unfälle zu verhindern. Die von Sweco zur Verfügung gestellten Unterlagen geben uns den entsprechenden Leitfaden. Auch aus Eigeninteresse sollte man immer die tatsächlichen Gegebenheiten der anzugehenden Arbeit bedenken, um abzuwägen, welchen Punkten die meiste Aufmerksamkeit zu widmen ist. In unserem Fall war das Signifikanteste zum Beispiel die Frage nach der Sicherheit des Einsatzortes.
Die Trockenlegung des Wasserkraftwerks war mit einigen Herausforderungen und Verzögerungen verbunden. Mit der richtigen Planung, Flexibilität und der Berücksichtigung von Arbeitssicherheitsmaßnahmen konnten wir das Projekt dennoch erfolgreich abschließen.