Integrale Nachhaltigkeit im Bauwesen
Mit CO₂ als Zukunftswährung die Bauprojekte von morgen gestalten
Im Bauwesen wird Nachhaltigkeit zunehmend zur Pflicht und Bauprojekte müssen CO₂-Emissionen künftig transparent ausweisen. Swecos neues Team „Integrale Nachhaltigkeit“ unterstützt Bauherren und Planer mit interdisziplinärem Know-how bei der Umsetzung dieser Anforderungen. Von Ökobilanzierung und Lebenszyklusanalyse bis zum zirkulären Bauen begleitet das Team Unternehmen auf dem Weg zu klimafreundlichen und zukunftssicheren Gebäuden. Im Interview berichtet Lars Schumacher, wie sie den Wandel aktiv mitgestalten und warum CO₂ die Währung der Zukunft im Immobilienmarkt ist.
Hallo Lars, warum ist die Gründung des Teams „Integrale Nachhaltigkeit“ gerade jetzt besonders wichtig?
Die Idee zum Team „Integrale Nachhaltigkeit“ entstand vor etwa einem Jahr. Zwei Faktoren haben den Prozess beschleunigt: Erstens sehen wir, dass nachhaltige Dienstleistungen im Markt zunehmend an Bedeutung gewinnen und stärker nachgefragt werden. Und zweitens ist die Komplexität des Themas durch neue EU-Richtlinien und nationale Vorgaben spürbar gestiegen. Aus unserer Sicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu zeigen, welche Kompetenzen wir in diesem Bereich mitbringen.
Bisher wird Nachhaltigkeit in Bauprojekten oft nebenbei mitgedacht. Es gibt vereinzelt kleinere Maßnahmen, aber insgesamt fehlt die sichtbare Struktur. Durch die Gründung eines spezialisierten Teams wollen wir nachhaltige Themen gezielter entwickeln und teamübergreifend nutzbar machen.

Welche Kernziele verfolgt das neue Team „Integrale Nachhaltigkeit“?
Unser Ziel ist es, nachhaltige Lösungen für Projekte im Architektur- und Ingenieurwesen zu entwickeln, die nicht nur gut für die Umwelt sind, sondern auch bei Wirtschaftlichkeit und sozialem Mehrwert überzeugen.
Das neue Team „Integrale Nachhaltigkeit“ setzt sich dafür ein, die Wahrnehmung der Nachhaltigkeit zu stärken. Wir sind keinem spezifischen Fachbereich zugeordnet, wodurch wir die integrale Herangehensweise an Nachhaltigkeit bewusst fördern. Mit dieser Neupositionierung schaffen wir eine Grundlage, um Nachhaltigkeit effektiv und ganzheitlich in Projekten zu verankern.
CO₂ ist die Währung der Zukunft im Immobilienmarkt
Wie sieht euer Leistungsspektrum aus und welche Dienstleistungen bietet ihr an?
Wir fokussieren uns vor allem auf die Ökobilanzierung (LCA) und Lebenszykluskostenanalyse (LCC) von Gebäude, um den CO2-Fußabdruck von Bauprojekten präzise zu berechnen und zu quantifizieren. Zusätzlich bieten wir Beratung beim zirkulären Bauen an, um Ressourcen effizienter und nachhaltiger einzusetzen.
CO₂ ist dabei die Währung der Zukunft im Immobilienmarkt. Es wird zunehmend verpflichtend, den CO₂-Verbrauch von Gebäuden nachzuweisen. Während Skandinavien und Österreich diesen Weg bereits gegangen sind, steht Deutschland kurz davor, ähnliche Regelungen einzuführen. Das bedeutet, dass in naher Zukunft keine Baugenehmigung mehr ohne Nachweis der CO₂-Emissionen erteilt wird. Entsprechend erwarten wir eine starke Zunahme der Nachfrage nach unseren Dienstleistungen. Mit unserem integralen Ansatz unterstützen wir Bauherren und Planer, diese Anforderungen erfolgreich umzusetzen und langfristig CO₂-Emissionen zu reduzieren.
Wie können Kunden von den Leistungen des Teams „Integrale Nachhaltigkeit“ profitieren und welchen Mehrwert bietet das Team intern für Kolleg*innen?
Unsere Kunden profitieren davon, dass wir Nachhaltigkeit integrativ denken und interdisziplinär umsetzen. Wir bieten nicht nur einzelne Leistungen wie eine Ökobilanzierung an, sondern kombinieren diese intelligent mit digitalen Gebäudemodellen. So können digitale Nachhaltigkeitsdaten direkt in den Planungsprozess einfließen, Entscheidungen beschleunigen und Prozesse effizienter machen.
Intern unterstützen wir Teams bei nachhaltigen Gebäudeplanungen und bieten fundiertes Know-how sowie Tools, die direkt in laufende Projekte eingebunden werden können. Unser Ziel ist, integrale Nachhaltigkeit als festen Bestandteil in möglichst vielen Projekten zu verankern. Langfristig sehen wir darin auch einen klaren Wettbewerbsvorteil, denn die Nachfrage nach ganzheitlich nachhaltigen Planungsleistungen wächst.
Kombination aus Architektur, Bauingenieurwesen und nachhaltiger Technik
Kannst du uns mehr über die Expert*innen im Team „Integrale Nachhaltigkeit“ erzählen und welche speziellen Fachkenntnisse sie einbringen?
Das Team „Integrale Nachhaltigkeit“ besteht aus einem kleinen, interdisziplinären Kernteam mit fundierten Fachkenntnissen aus unterschiedlichen Bereichen des Planens und Bauens.
Eine Architektin bringt Fachwissen in der Architektur und Gebäudeplanung mit, um nachhaltige Aspekte bereits früh in Entwurfs- und Planungsprozesse zu integrieren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bauingenieurwesen mit umfassender Expertise in technischen und konstruktiven Fragestellungen. Ergänzt wird das Team durch eine Spezialistin im Bereich nachhaltiges Bauen. Ihr Know-how ist entscheidend für die Auswahl umweltfreundlicher Baustoffe, energieeffizienter Technologien und die Integration in digitale Planungsprozesse.
Diese Kombination aus Architektur, Bauingenieurwesen und nachhaltiger Technik bildet eine starke fachliche Basis. So können wir integrale Nachhaltigkeitslösungen entwickeln, die sowohl ökologisch wirksam als auch technisch umsetzbar sind – und damit einen messbaren Beitrag zur CO₂-Reduktion in Bau- und Infrastrukturprojekten leisten.
Gibt es bereits konkrete Projekte, an denen das Team „Integrale Nachhaltigkeit“ arbeitet?
Ja, aktuell freuen wir uns auf den Projektstart im Herbst, bei dem wir für ein Forschungsinstitut eine Ökobilanzierung durchführen und die Nachhaltigkeitskoordination übernehmen.
Außerdem sind wir Teil des Generalplanerteams beim Neubau eines Betriebshofes für Elektrobusse der BVG und unterstützen aktiv bei der BNB-Zertifizierung (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen), um nachhaltige Standards in der Gebäudeplanung umzusetzen.
Wie erlebst du die Zusammenarbeit im neuen Team und was zeichnet euren gemeinsamen Ansatz aus?
Die Zusammenarbeit im Team „Integrale Nachhaltigkeit“ ist äußerst positiv und motivierend. Obwohl wir gerade erst gestartet sind und uns in den ersten Wochen befinden, zeichnet uns eine starke gemeinsame Leidenschaft für Nachhaltigkeit aus. Das gesamte Team bringt eine hohe intrinsische Motivation mit, die von dem echten Herzenswunsch getrieben ist, nachhaltige Lösungen im Bauwesen zu entwickeln.
Damit entsteht eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die nicht nur gute Ergebnisse liefert, sondern auch Freude an der gemeinsamen Arbeit fördert. Es ist wirklich inspirierend zu sehen, wie sich jeder im Team engagiert und mit Begeisterung an den Projekten beteiligt.
Nachhaltige Lösungen, Ökobilanzierung und CO₂-Management für zukunftssichere Bauprojekte
Was sind eure Wünsche und Ziele für die Zukunft?
Unser Ziel ist es, das Team schrittweise weiterzuentwickeln und unser Service-Portfolio im Bereich integrale Nachhaltigkeit kontinuierlich auszubauen. Aktuell liegt unser Fokus auf der integralen Nachhaltigkeit im Hochbau, insbesondere in Verbindung mit TGA (Technischer Gebäudeausrüstung), Tragwerksplanung und Architektur. Perspektivisch wollen wir unsere Leistungen auch auf Infrastruktur- und Mobilitätsprojekte ausweiten – etwa Brücken, Tunnel oder Straßen –, da auch dort das Interesse an CO₂-Bewertungen deutlich wächst.
Ein wichtiger nächster Schritt ist die Ergänzung um Kompetenzen in der Bauphysik und der Simulation thermischer Energien in Gebäuden. Derzeit greifen wir dafür noch auf Kolleg*innen in anderen Ländern zurück, mittelfristig möchten wir diese Expertise direkt im Team abbilden.
Insgesamt wünschen wir uns, das Team fachlich breiter und variantenreicher aufzustellen und ganzheitliche Nachhaltigkeitslösungen finden, die Planung, Technik und Analyse stärker miteinander verknüpfen.
Was ist dir darüber hinaus wichtig in Bezug auf das Thema integrale Nachhaltigkeit?
Wichtig ist mir vor allem, dass wir mit integraler Nachhaltigkeit aktiv starten, und zwar mit einem klaren strategischen Fokus.
In Deutschland beobachten wir leider, dass das Thema Nachhaltigkeit durch multiple Krisen oft in den Hintergrund rückt. Aber es verschwindet nicht, nur weil man es ausblendet. Klimaschutz bleibt eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, die nicht günstiger wird, wenn man sie aufschiebt. Unsere Antwort darauf ist fachliche Kompetenz. Denn genau die wird künftig entscheidend sein. Nachhaltigkeit ist kein Nice-to-have, sondern auch wirtschaftlich betrachtet eine Notwendigkeit. Deshalb stellen wir uns jetzt auf für das, was morgen gebraucht wird.