Kritische Infrastruktur: Warum sie so wichtig ist und welche Rolle das Ingenieurwesen spielt
Ob Strom aus der Steckdose, sauberes Wasser aus der Leitung, funktionierende Verkehrssysteme, die uns sicher von A nach B bringen oder schnelles Internet auf dem Handy– vieles nehmen wir im Alltag als selbstverständlich hin. Wie wichtig diese Strukturen sind, merken wir oft erst, wenn sie einmal nicht funktionieren. Diese Systeme, die für das gesellschaftliche Leben, die Versorgung und die öffentliche Sicherheit unentbehrlich sind, werden unter dem Begriff „Kritische Infrastruktur“ (KRITIS) zusammengefasst.
Damit diese Strukturen zuverlässig funktionieren, braucht es sorgfältige Planung, kluge Konzepte und technisches Know-how. Ingenieurinnen und Ingenieure entwickeln, bauen und sichern die komplexen Systeme, die unsere Gesellschaft am Laufen halten und sorgen dafür, dass sie auch in Krisenzeiten stabil bleiben.
Was ist kritische Infrastruktur?
Kritische Infrastruktur umfasst alle Anlagen und Dienstleistungen, die für unser tägliches Leben unverzichtbar sind. Bund und Länder haben die kritischen Infrastrukturen offiziell in zehn Sektoren eingeteilt:
- Wasser
- Energie
- Gesundheit
- Transport und Verkehr
- Siedlungsabfallentsorgung
- Informationstechnik und Telekommunikation
- Ernährung
- Staat und Verwaltung
- Finanz- und Versicherungswesen
- Medien und Kultur
Bedeutung kritischer Infrastruktur für Gesellschaft und Wirtschaft
Was unterscheidet kritische Infrastruktur von „normaler“ Infrastruktur? Die Energie- und Wasserversorgung, der Verkehr, aber auch die medizinische Versorgung sind lebensnotwendig für unseren Alltag. Fällt ein System aus, hat das direkte und teils schwerwiegende Folgen für Sicherheit, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein längerer Ausfall der Trinkwasserversorgung hat einen erheblichen Einfluss auf die Sicherheit im Brandfall, Ernährung, Hygiene und damit nicht zuletzt auf die Lebensqualität.
„Kritische Infrastrukturen (kurz: KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.“

Welche Risiken bedrohen die kritische Infrastruktur?
Da der Ausfall kritischer Infrastrukturen zum Ausfall unverzichtbarer gesellschaftlicher Funktionen, wirtschaftlicher Aktivitäten, der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit oder auch der Umwelt führen kann, sind die Auswirkungen immens.
Viele Sektoren kritischer Infrastrukturen sind voneinander abhängig und zwingend auf die Funktionsfähigkeit anderer Sektoren angewiesen. Sogenannte Kaskadeneffekte sind ein wichtiger Grund dafür, warum die Folgen und daraus entstehende Risiken für kritische Infrastrukturen schwerwiegender sind. Infrastruktursysteme stehen zueinander in Wechselwirkung. Der Ausfall eines Systems kann – fallenden Dominosteinen gleich – das Versagen weiterer nach sich ziehen. Eine intakte Stromversorgung ist zum Beispiel entscheidend für eine störungsfreie Wasserver- und Abwasserentsorgung.
Die Gefährdung kritischer Infrastrukturen durch Naturereignisse und menschliche Einflüsse hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dazu zählen Naturkatastrophen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, wie z. B. extreme Hitze, Dürreperioden, Hochwasser oder Starkregen. Aber auch globale Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder geopolitische Krisen bis hin zu Konflikten und Kriegen stellen Risiken für die Sicherheit und Stabilität kritischer Infrastrukturen dar. Diese Entwicklungen zeigen, wie verletzlich die kritische Infrastruktur ist und wie wichtig es ist, sie nachhaltig zu schützen und resilient zu gestalten.
Schutz und Resilienz kritischer Infrastruktur
Die Resilienz kritischer Infrastruktur bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und das ist auch gut so, denn Ausfälle können schwerwiegende Folgen haben. Bereits bei der Planung sollte dieses Thema also mit bedacht werden. Schon die Wahl eines geeigneten Standorts für kritische Infrastrukturen spielt eine große Rolle für die zukünftige Sicherheit. Während sich die geographische Lage einer Stadt nicht verändern lässt, kann die Struktur von Gewässersystemen und Böden bei der Standortwahl durchaus in Betracht gezogen werden. Ein Krankenhaus sollte z. B. eher auf einer Anhöhe als in einer Flussniederung neu errichtet werden. Werden bereits bei der Planung von kritischen Infrastrukturen die natürlichen Bedingungen bestimmter Standorte berücksichtigt (etwa hochwassergefährdete Bereiche, schwache Böden oder Erosion), sind im Zuge der tatsächlichen Bauphase weniger technische Lösungen vonnöten.
Im Rahmen der Initiative Urban Insight haben Swecos Expert*innen sieben Schritte hin zu einer resilienten Infrastruktur entwickelt:
- Ermitteln der gefährdeten Infrastruktur
- Durchführen von Risikobewertungen
- Einbeziehen einer Risikoanalyse der Kaskadeneffekte
- Definieren von Maßnahmen
- Festlegen von Zielen & Strategien
- Verwaltung der Vermögenswerte
- Überwachung der Implementierung
Kritische Infrastruktur sichern – eine Aufgabe für das Ingenieurwesen
Kritische Infrastrukturen sind das unsichtbare Rückgrat unserer Gesellschaft. Ohne Energieversorgung, sauberes Wasser, funktionierende Verkehrssysteme oder stabile Kommunikationsnetze würde unser Alltag schnell zum Stillstand kommen.
Gerade weil die Risiken durch Klimawandel, Cyberangriffe und geopolitische Unsicherheiten zunehmen, ist es entscheidend, diese Systeme widerstandsfähig zu machen. Hier spielt das Ingenieurwesen eine zentrale Rolle: Es entwickelt Lösungen, plant sichere Strukturen und sorgt dafür, dass kritische Infrastruktur in Krisenzeiten verlässlich funktioniert. Bei Sweco setzen wir dieses Wissen in die Praxis um. Wir gestalten zukunftsfähige Verkehrsnetze, planen sichere Ingenieurbauwerke, entwickeln ganzheitliche Lösungen für alle Abschnitte des Wasserkreislaufs und konzipieren flexible, nachhaltige Energiesysteme. Dabei betrachten wir von der Planung über die Umsetzung bis zur langfristigen Wartung alle Aspekte, um Infrastruktur resilient, effizient und zukunftssicher zu machen. So tragen wir dazu bei, dass Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt auch in herausfordernden Zeiten zuverlässig versorgt bleiben.




